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Abschied vom klassischen Nine-to-five-Job

In den letzten Jahren sind zahlreiche neue Arbeitsmodelle entstanden. Dabei fällt auf: Der klassische Nine-to-five-Job kommt immer seltener vor. Treiber dafür ist die Digitalisierung und das Bedürfnis der Arbeitnehmenden für mehr Selbstbestimmung im Arbeitsalltag, wobei es auch in der vordigitalen Zeit bereits Ansätze zu einer freieren Arbeitsgestaltung gab.

Flexibles Arbeiten – ein Glossar

Viele Arbeitgeber werben mit flexiblen Arbeitsmodellen: Hochqualifizierte Fachkräfte bekommen sie nur, wenn sie attraktive Arbeitsbedingungen anbieten. Die Flexibilität lässt sich in verschiedene Dimensionen unterscheiden – zeitlich, räumlich und vertraglich.

Zeitlich

  1. Ein Modell aus der vordigitalen Zeit: Arbeitnehmende müssen sich an die von ihrem Arbeitgeber vorgegebenen Blockzeiten halten, darüber hinaus können sie ihre Arbeitszeit frei einteilen, vorausgesetzt, dass sie die Sollzeit einhalten.

  2. Die zu leistenden Arbeitsstunden werden über das ganze Jahr verteilt. Das Modell ist ausser bei Arbeitnehmenden auch bei Arbeitgebern zunehmend beliebt. Diese können Arbeitseinsätze laufend dem Auftragsvolumen anpassen und Schwankungen mit der bestehenden Belegschaft ausgleichen.

  3. Eine Stelle wird auf zwei oder mehrere Personen im Umfang eines bestimmten Anteils an Stellenprozenten aufgeteilt. Mit Topsharing ist gemeint, dass es sich um eine Stelle im Management handelt.

  4. Arbeitnehmende leisten ein Pensum, das weniger als 100% beträgt. Die entsprechende Reduktion kann pro Tag, Woche, Monat oder pro Jahr erfolgen. Die Arbeit wird kontinuierlich oder in Intervallen geleistet.

  5. Im Vordergrund steht das Erreichen von vereinbarten Zielen, nicht die zeitliche Präsenz der Arbeitnehmenden. Die Arbeitszeit wird nicht erfasst. Die Arbeitnehmenden entscheiden eigenverantwortlich, wann und wo sie ihre Arbeit erledigen. Vertrauensarbeitszeit mit Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung ist gemäss Arbeitsgesetz nur für bestimmte Funktionen vorgesehen.

  6. Bei einer 4-Tage-Woche wird die Wochenarbeitszeit auf vier Tage verteilt. Damit Mitarbeitende keine 12-Stunden-Tage hinlegen müssen und es nicht im Widerspruch mit der Ruhezeitregelung steht, wird die Wochenarbeitszeit z.B. auf 35 oder 36 Stunden reduziert – ohne Lohneinbussen.

Räumlich

  1. Freelancer oder kleine Start-ups arbeiten in Coworking-Spaces zusammen. Sie profitieren von der gemeinsamen Infrastruktur und vom Know-how der anderen Coworker. Die Zugehörigkeit ist zeitlich begrenzt und unverbindlich.

  2. Arbeitnehmende geniessen eine zeitliche und örtliche Flexibilität (u.a. Flexible Arbeitsplätze, Homeoffice, Remote Work).

  3. Der Begriff Homeoffice steht für die Arbeit von zuhause aus, in Ergänzung zur Arbeit im Corporate Office, Remote Work und bei Kunden oder Partnern

  4. Mitarbeiter verrichten ihre Arbeit oder einen Teil ihrer Arbeit ortsungebunden und ausserhalb ihres Arbeitsplatzes im Office, zum Beispiel im Homeoffice,  in einem Coworking-Space oder sogar im Ausland. Ein Online-Anschluss genügt.

  5. Eine Möglichkeit von Remote Work ist das Arbeiten während einer Zugfahrt, dem sogenannten Trainoffice. Arbeiten im Zug gilt als motivierend und produktiv. Man kommt auf Ideen und pflegt, wenn es gut läuft, ein besonderes Networking.

    Tipps für Trainoffice

  6. Das Kunstwort ist ein Mix aus den englischen Begriffen «Work» (Arbeit) und «Vacation» (Ferien). Menschen reisen an einen (Ferien-)Ort und arbeiten von dort aus. Meistens gibt es keinen fixen Zeitplan, daher kann man frei entscheiden, wann man was machen will. Das Entdecken der Umgebung und neuer Kulturen darf dabei nicht zu kurz kommen.

Vertraglich

  1. Einsätze von Arbeitnehmenden, die auf Veranlassung des Arbeitgebers beziehungsweise in Abhängigkeit des Arbeitsvolumens hin erfolgen. Es wird unterschieden zwischen Abrufarbeit mit oder ohne Befolgungspflicht.

  2. Ein Crowdworker kommt an einem beliebigen Ort auf der Welt und zu irgendeiner Tages- oder Nachtzeit zum Einsatz. Seine Aufträge bezieht er via Internet von Firmen, welche ihre Projekte aufteilen und als Kleinaufträge vergeben.

  3. Eine freischaffende Person arbeitet auftragsbezogen für einen oder mehrere Auftraggeber, wobei er oder sie mit diesen keinen Arbeitsvertrag eingeht. Freelancer tragen das wirtschaftliche Risiko allein und sind selber verantwortlich für die Beiträge an Versicherungen und Vorsorgeeinrichtungen.

  4. Zur Vermittlung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer dient eine Onlineplattform, wobei der Plattformbetreiber eine Provision kassiert. Die Ausführenden von Gig-Jobs sind Freelancer.

  5. Arbeitseinsatz von befristeter Dauer, meist via Personaldienstleister, zur Überbrückung von Personalmangel oder um Auftragsschwankungen aufzufangen.

Flexibilisierung der Arbeit und BGM

Mit der fortschreitenden Digitalisierung steigt bei vielen Erwerbstätigen das Bedürfnis, örtlich oder zeitlich unabhängig zu arbeiten und sich so eine flexible Work-Life-Balance zu schaffen. Doch eine solche Flexibilisierung der Arbeit – ob im Betrieb oder im Homeoffice – erfordert auch entsprechende Massnahmen zum Schutz der Arbeitnehmenden; Getreu der Maxime: «Ich kann immer und überall arbeiten. Ich muss aber nicht immer und überall arbeiten.» Zur Vorbeugung psychosozialer Risiken spielen klare Vereinbarungen, welche die Arbeit auch ausserhalb des Betriebs abdecken, eine wichtige Rolle. Solche Massnahmen regt u.a. die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz an. Mit ihrem Label «Friendly Work Space­» zeichnet sie Unternehmen aus, die sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden besonders engagieren. Anlässlich ihres 10-jährigen Jubiläums (Oktober 2019) nahm unser CEO, Christian Zünd, am Polit-Talk zum Thema Arbeitswelten der Zukunft teil und erläutert im Interview seinen Standpunkt zur Rolle des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM).

Teilzeitarbeit

  1. Vorteile

    • Eine erhöhte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wirkt sich positiv auf die unternehmerische Wertschöpfung aus: Mitarbeitende sind weniger gestresst und somit motivierter, ausgeglichener und gesünder. Zufriedenheit im Job fördert zudem Kreativität, Loyalität sowie die Effizienz bei der Arbeit.
    • Teilzeitangestellte können flexibler eingesetzt werden, was sich positiv auf die Auslastung innerhalb des Unternehmens auswirkt.
    • Teilzeitarbeit oder Jobsharing kann älteren Mitarbeitenden den Weg in die Pensionierung vereinfachen.

    Nachteile

    • Bei Teilzeit- und Jobsharing-Modellen braucht es eine besonders gute Koordination und Abstimmung im Team.
    • Ein Teilzeit-Modell kann zur Folge haben, dass sich die Verwaltungsaufwendungen und Arbeitsplatzkosten erhöhen.
  2. Vorteile

    • Mit einer Teilzeitstelle schaffen Sie sich mehr Raum für Ihre Bedürfnisse im Privatleben. Durch die Schaffung einer besseren Work-Life-Balance können Sie sich während der Arbeitszeit voll und ganz auf Ihre beruflichen Aufgaben konzentrieren und so mehr Effizienz erreichen.
    • Das Jobsharing-Modell eignet sich auch gut für Kaderstellen, da zwei Personen zusammen eine Vollzeitstelle besetzen, die nicht Vollzeitarbeit verlangt. Damit kann trotz Teilzeit die Karriere weiterverfolgt werden.

    Nachteile

    • Durch Teilzeitarbeit wird im entsprechenden Umfang auch das Einkommen reduziert.
    • Meist kommen durch Teilzeitarbeit Kosten für die familienexterne Kinderbetreuung dazu.
    • Teilzeit Arbeitende sind bei der Altersvorsorge, insbesondere bei der 2. Säule (Pensionskasse), meist benachteiligt. Die Versicherung in einer Pensionskasse ist erst ab einem gewissen Jahreseinkommen obligatorisch. Viele Pensionskassen bieten aber die Möglichkeit, Teilzeit Arbeitende mit niedrigeren Einkommen zu versichern. Tipp: Wenn immer möglich, sollten Sie freiwillige Einzahlungen in die Säule 3a oder in die Pensionskasse prüfen. Erreichen Sie als Arbeitnehmende:r mit mehreren Teilzeitstellen das pflichtige Jahreseinkommen, können Sie ausserdem verlangen, dass alle Arbeitgeber:innen einen Beitrag in die Pensionskasse einzahlen. Das ist Ihr gutes Recht.
  3. Bevor Sie sich für ein Teilzeitarbeitsmodell entscheiden, empfehlen wir Ihnen, sich Gedanken um mögliche private und berufliche Konsequenzen zu machen. Je besser Sie informiert und vorbereitet sind, desto selbstbewusster und überzeugender können Sie auftreten. Hier die wichtigsten Punkte:

    • Klären Sie ab, ob Ihr:e Arbeitgeber:in Teilzeitarbeit oder andere Arbeitsmodelle anbietet.
    • Halten Sie die Bedürfnisse Ihrer Familie fest. Klären Sie, ob Ihre Rollenvorstellung und die Ihrer Partnerin oder Ihres Partners mit einer Teilzeitstelle vereinbar ist.
    • Diskutieren Sie die verschiedenen Arbeitsmodelle und die daraus folgenden neuen Rollenmodelle sowie die Kinderbetreuung.
    • Bedenken Sie allfällige Auswirkungen auf Ihre Aufstiegs- und Weiterbildungschancen.
    • Prüfen Sie Ihre finanzielle Lage und überlegen Sie sich, ob Sie bereit sind, auf einen Teil Ihres Einkommens zu verzichten. Beziehen Sie auch Nachteile bezüglich Sozialversicherungen und Altersvorsorge mit ein.
    • Treffen Sie einen Vorentscheid für ein Arbeitsmodell, stellen Sie ein realistisches Budget auf und notieren Sie die Vor- und Nachteile des gewählten Modells.
    • Klären Sie mit Ihrem:rer Arbeitgeber:in ab, wie sich eine Teilzeitanstellung auf Ihre Arbeitszeiten, Ihre Funktion, mögliche Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten auswirkt und was das neue Modell für Ihre Vorsorge bedeutet. Grundsätzlich gilt: Teilzeitangestellte haben Anspruch auf dieselbe Behandlung und Förderung wie Vollzeitangestellte.
    • Sofern Sie im Jobsharing-Modell arbeiten möchten/können, sollten Sie sich darüber bewusst sein, dass Sie von da an alles mit Ihrem:rer Berufspartner:in teilen müssen – neben der effektiven Arbeit sind das u.a. Wissen, Information und Macht. Kommunikation, Offenheit und Vertrauen werden zu den wichtigsten Koordinationsfaktoren.
    • Klären Sie die familiäre und/oder externe Kinderbetreuung im Detail inklusive Kosten ab.

Homeoffice – Arbeitsmodell der Zukunft

Homeoffice hat mit der Corona-Krise massiv an Bedeutung gewonnen. Als flexibles Zukunftsmodell findet es besonders bei Berufsleuten in Dienstleistungs- und Wissensberufen, die ortungebunden arbeiten können, grossen Zuspruch und bietet zahlreiche Vorteile für die Trends der Arbeitswelt 4.0: eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Ausbildung und Privatleben, mehr Flexibilität, Agilität und vieles mehr.

Damit das mobile und ortungebundene Arbeiten langfristig und über die aktuelle Krisensituation hinaus tragfähig wird, fordert der Kaufmännische Verband gemeinsam mit seiner politischen Allianz «die plattform» eine Modernisierung des geltenden Arbeitsgesetzes sowie präzisere Vereinbarungen zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden (insb. für die Regelung der Arbeits- und Ruhezeiten, die Erreichbarkeit oder die Bereitstellung und Entschädigung der nötigen Infrastruktur). Denn das Arbeiten von zuhause soll möglich sein, darf aber nicht auf Kosten der Arbeitnehmenden geschehen. Der Gesundheitsschutz für die Arbeit ausserhalb des Betriebs, die Prävention psychosozialer Risiken und die Teamkultur müssen dabei angemessen berücksichtigt werden.

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