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Der demographische Wandel beeinflusst den Arbeitsmarkt der Zukunft. Der Fachkräftemangel verschärft sich. Neben Massnahmen zum Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit von älteren Arbeitnehmenden ist demnach auch eine höhere Arbeitsmarktbeteiligung der inländischen Bevölkerung – vor allem der Frauen – gefragt. Gerade Massnahmen, die finanzielle Anreize schaffen oder die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbessern, haben einen signifikanten Erwerbseffekt auf diese Bevölkerungsgruppe.

Forderung

Der Kaufmännische Verband Schweiz setzt sich über seine politische Allianz die plattform für ein faires, zukunftsfähiges Steuersystem ein, welches nicht nur die sogenannte Heiratsstrafe, sondern auch den Hemmschuh für eine höhere Beschäftigung der Frauen eliminiert. Die plattform fordert die Einführung einer modifizierten und zivilstandsunabhängigen Individualbesteuerung für die direkte Bundessteuer. 

Analyse

In der Schweiz werden verheiratete Paare vom Bund und von den Kantonen zu Steuerzwecken gemeinschaftlich veranlagt. Damit gehört die Schweiz gemeinsam mit Frankreich und Portugal (Familiensplitting) zu einer Minderheit in Europa. Aufgrund der Steuerprogression führt die gemeinsame Veranlagung zu einer höheren Steuerlast für ein Doppelverdiener-​Ehepaar gegenüber einem Doppelverdiener-​Konkubinat mit gleichem Haushaltseinkommen. Eine Erwerbsarbeit für Zweiteinkommen, vor allem in Kombination mit betreuungspflichtigen Kindern, lohnt sich kaum mehr, da gerade mittlere und höhere Einkommen (ab ca. CHF 90'000.– Haushaltseinkommen) die Vollkosten für die Betreuung in Krippen etc. zahlen müssen.  Hinzu kommt, dass rund 90% der Zweitverdiener/innen Frauen sind.

Arbeit muss sich schliesslich rechnen. Es kann nicht sein, dass der Zweitverdienst fast vollends von den Kosten für die Kinderbetreuung verschlungen wird. Das heutige System der Ehepaarbesteuerung setzt Fehlanreize für die Erwerbsarbeit. Es gibt zwei Möglichkeiten, diese Fehlanreize zu beseitigen: Durch die Abschaffung der Progression (Flat Tax) oder die Einführung einer Individualbesteuerung. Ersteres ist politisch nicht erwünscht. Auch hat die Abschaffung der Progression gemäss Studien (vgl. Bick und Fuchs-​Schündeln) nur einen minimalen Effekt auf Zweitverdiener/innen.

An dieser Stelle setzt der Vorschlag einer modifizierten Individualbesteuerung an: Allein bei der Bundessteuer hätte sie eine Zunahme der Beschäftigung von rund 19'000 Beschäftigten (Vollzeitäquivalente) zur Folge (vgl. ECOPLAN Studie). Auf kantonaler Ebene dürften weitere rund 20'000 bis 40'000 Arbeitskräfte resultieren. Unternehmen könnten so auf ein Fachkräftepotenzial von bis zu 60'000 zusätzlichen vollzeitäquivalenten Beschäftigten zurückgreifen. Die höheren Ausgaben von Familien mit Kindern würden aber weiterhin steuerlich berücksichtigt.

Mit einer Individualbesteuerung kann das weibliche Arbeitskräftepotential viel besser genutzt werden. Ausserdem können sich Frauen eine ausreichende Altersvorsorge aufbauen. Wer seine Erwerbstätigkeit während der Familienphase und danach reduziert oder aufgibt, entrichtet weniger Beiträge in die berufliche Vorsorge. Das schmälert die finanzielle Vorsorge für das Alter. Gerade Frauen sind im Alter deshalb finanziell häufig schlechter gestellt und auf staatliche Ergänzungsleistungen angewiesen.

«Das aktuelle Steuersystem basiert nach wie vor auf dem Familienmodell der Nachkriegszeit: Nach der Heirat gibt die Frau die Erwerbstätigkeit für den Rest ihres Lebens auf. Mit einer Individualbesteuerung könne nicht nur das weibliche Arbeitskräftepotential viel besser genutzt werden. Auch die Gleichstellung der Frauen im Erwerbsleben würde entschieden verbessert.»
Kathrin Bertschy, Nationalrätin glp und Co-​Präsidentin der alliance F

die plattform – «For a strong Swiss workforce»

Die plattform ist die politische Allianz unabhängiger und lösungsorientierter Angestellten- und Berufsverbände. Mit über 85 000 Mitgliedern agiert sie im Interesse der Dienstleistungsberufe, in denen derzeit 80 Prozent der Erwerbstätigen tätig sind (Tendenz steigend), sowie der Wissensberufe, der am stärksten wachsenden Gruppe von Berufsleuten in der Schweiz. Die plattform arbeitet an innovativen Lösungen in bildungs-, sozial- und wirtschaftspolitischen Dossiers. Denn nur so können Erwerbstätige befähigt werden, ein erfülltes Berufsleben zu gestalten und ihr Potenzial über den gesamten beruflichen Werdegang hinweg zu entfalten. Starke und selbstbewusste Berufsleute sind der Grundstein für eine moderne und offene Gesellschaft. 

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