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«Der Wandel beschäftigt die Angestellten»

    Mit skillaware können Bankmitarbeitende herausfinden, wo sie bezüglich zukunftsrelevanter Kompetenzen stehen, sagen Xenia Wassihun und Lorenz Gerber, Fachverantwortliche Sozialpartnerschaft beim Kaufmännischen Verband.

    Das Selbstevaluations-Tool skillaware ist seit dem 5. September online. Wie ist es angelaufen?

    Xenia Wassihun: Bis Mitte Oktober konnten wir gut 4000 Teilnehmende verzeichnen. Das hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen.

    Sie sind im Rahmen der Sozialpartnerschaft mit Bankmitarbeitenden im Gespräch. Hören Sie oft, dass diese wegen des raschen Wandels in der Branche verunsichert sind?

    Lorenz Gerber: Ja, das bekommen wir schon mit. Gerade wenn man mit langjährigen Mitarbeitern redet, fällt auf, wie viele Veränderungen im Job sowie betriebsintern sie schon hinter sich haben und wie weit entfernt ihre heutige Tätigkeit teilweise von der Arbeit ist, die sie noch vor wenigen Jahren ausgeführt haben. Das Thema Wandel beschäftigt die Angestellten. Mit skillaware reagieren wir darauf. Dass gleich zu Beginn so unglaublich viele Personen teilgenommen haben zeigt: Wir haben damit offene Türen eingerannt.

    Richtet sich der Fragenkatalog gleichermassen an alle Angestellten?

    Lorenz Gerber: Ja, an Vertreter und Vertreterinnen aller Altersgruppen und Hierarchiestufen. Es geht um 16 Grundkompetenzen, welche von den Sozialpartnern in Zusammenarbeit mit der Branche sowie mit ausgewiesenen Experten und Expertinnen festgelegt wurden. Die Auswertung des Fragenkatalogs gibt Auskunft über Qualität und Ausprägung dieser Kompetenzen.

    Besteht nicht die Gefahr, dass man sich bei der Beantwortung der Fragen überschätzt?

    Xenia Wassihun: Doch, bis zu einem gewissen Grad schon, aber das ist halt die Krux einer Selbstevaluation. Wir haben in der Testphase bereits festgestellt, dass sich manche Probanden bezüglich der Sozialkompetenzen zu positiv bewertet haben. Die Auswertung wurde dann entsprechend angepasst.

    Lorenz Gerber: Die Projektleitung von skillaware empfiehlt, die Fragen mit einer gewissen zeitlichen Distanz ein zweites Mal zu beantworten. Dabei kommt man in gewissen Punkten allenfalls zu einer relativierenden Einschätzung.

    Was tun, wenn Klärungsbedarf besteht?

    Lorenz Gerber: Wir empfehlen das Gespräch mit einer Fachperson. Das kann zum Beispiel mit der vorgesetzten Person in der Bank sein oder mit einem externen Laufbahnberater. Im bankinternen Gespräch nimmt der oder die Vorgesetzte Stellung zu den Resultaten und definiert allenfalls gemeinsam mit der oder dem Mitarbeitenden weitere Schritte.

    Xenia Wasshun: Nun gibt es zweifellos auch Mitarbeitende, welche ihre Resultate lieber im Rahmen einer unabhängigen, spezialisierten Beratungsstelle besprechen möchten, zum Beispiel, weil sie befürchten, dass ein unbefriedigendes Abschneiden bei der Evaluation negative Konsequenzen für sie haben könnte. Genau diese Leute möchten wir einbeziehen und deshalb bietet der Kaufmännische Verband als neutrale Stelle ebenfalls Orientierungsgespräche in der ganzen Schweiz an, so zum Beispiel die Laufbahn- und Karriereberatung in Zürich.

    Was ist das Ziel eines solchen Gesprächs?

    Xenia Wassihun: Das kann von der Klärung einiger offener Fragen im Zusammenhang mit den Resultaten bis hin zur Planung einer Weiterbildung führen. Wobei man auch sagen muss, dass ­es nicht auf jedes ungünstige Resultat gleich ein entsprechendes Schulungsangebot gibt. Will man beispielsweise Teamfähigkeit entwickeln, dann braucht es ein Umfeld, welches zulässt, dass diese Kernkompetenz auch geübt werden kann. Und das ist im Privatleben ebenso gut möglich wie im Berufsalltag. Die Selbstevaluation will die Leute sensibilisieren und ihren Blick auf die entscheidenden Kompetenzen lenken, und sie nicht in erster Linie auf Defizite hinweisen. Ein Orientierungsgespräch steht deshalb nicht nur Mitarbeitenden mit einem tieferen Score bei der Selbstevaluation zur Verfügung, sondern allen, die sich mit dem Thema Wandel und Kompetenzen zukunftsorientiert auseinandersetzen möchten.

    Lorenz Gerber: Von einigen Banken wissen wir aber mittlerweile, dass sie ihre internen Weiterbildungsprogramme vermehrt entlang der im Fragebogen thematisierten Grundkompetenzen ausrichten wollen.

    Am Schluss kann man Alter, Geschlecht und Typus der Bank, wo man tätig ist, eingeben. Was passiert mit den Daten?

    Xenia Wassihun: Diese werden streng vertraulich behandelt. Rückschlüsse auf die teilnehmenden Personen sind nicht möglich. Die Daten werden den Sozialpartnern vom Umfrage-Provider anonym zur Verfügung gestellt.

    Ausgangspunkt des Projekts ist der Wandel aufgrund der Digitalisierung. Warum geht es auch um Sozial- und Selbstmanagementkompetenzen, und nicht primär digitale Methodenkompetenzen?

    Xenia Wassihun: Mit der Digitalisierung ändert sich auch die Form der Zusammenarbeit. Die Mitarbeitenden sind zunehmend in verschiedenen Projekten und in unterschiedlichen Teams tätig. Häufig ist das verbunden mit mehr Kommunikation, Agilität und Selbstverantwortung.

    Ist es das erste Mal, dass Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter gemeinsam eine Kampagne starten?

    Lorenz Gerber: Ja, in der Sozialpartnerschaft mit den Banken und in diesem Ausmass schon. Bei unseren Treffen hat sich herauskristallisiert, dass der langfristige Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit ein gemeinsames Anliegen der Sozialpartner der Bankbranche ist, ihre Mitglieder beziehungsweise Mitarbeitenden arbeitsmarktfähig zu halten.

    «Auch der Kaufmännische Verband bietet als neutrale Stelle Orientierungsgespräche in der ganzen Schweiz an, so zum Beispiel die Laufbahn- und Karriereberatung in Zürich.»

    Professionelle Orientierungsgespräche

    Die Laufbahn- und Karriereberatung des Kaufmännischen Verbands Zürich bietet im Rahmen der «skillaware»-Kampagne Orientierungsgespräche an, in denen die Ergebnisse vertieft und reflektiert sowie konkrete Entwicklungsmassnahmen besprochen werden. Für Mitglieder ist das erste Orientierungsgespräch kostenlos, weitere Beratungsgespräche werden für Mitglieder bis 25 Jahre mit 40 Franken pro Stunde und für Mitglieder über 25 Jahre mit 80 Franken pro Stunde verrechnet. Nichtmitglieder bezahlen 150 Franken für das erste Orientierungsgespräch.

    Kostenlose Walk-in Beratungen

    Damit Sie sich einen ersten Eindruck vom Ablauf unserer Orientierungsgespräche machen und die zahlreichen Vorteile einer persönlichen Beratung kennenlernen können, bieten wir vom 11. bis 15. November unverbindliche und kostenlose Walk-in Beratungen an. In rund 20 Minuten erhalten Sie die Gelegenheit, Ihre Anschlussmöglichkeiten an «skillaware» mit einer ausgewiesenen Expertin aus der Bankbranche zu besprechen.

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    • Therese Jäggi

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