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Kurze und kompakte Weiterbildung ist gefragt

    Selbstorganisation, Kollaboration und Digital Skills gewinnen an Bedeutung. Bildungsanbieter antworten mit neuen Formaten auf die Anforderungen der künftigen Arbeitswelt.

    Die Weiterbildungslandschaft und das Weiterbildungsverhalten erfahren zurzeit grosse Veränderungen. Ein Trend, der sich zeigt: Die Wissensvermittlung erfolgt immer häufiger über das Netz. Inhalte sind frei zugänglich, Plattformen wie Udemy oder Coursera stellen Lehrgänge für wenig Geld online. Und auf viele Inhalte – Dokumente, Videos, Podcasts – kann man kostenlos zugreifen. Auch im schulischen Kontext erfolgt die Wissensvermittlung zunehmend über das Netz. Lernmaterialien sind auf Plattformen wie Moodle abgelegt. Zudem treffen sich Studierende und Dozierende in virtuellen Räumen. Im Präsenzunterricht stehen dann der Austausch, die Vertiefung und Besprechung von Fällen im Zentrum. Damit ändert sich auch die Rolle des Dozenten. Er übernimmt oft eine Moderatorenfunktion.

    Ein weiterer Trend: Neben den klassischen Weiterbildungen der höheren Berufsbildung sowie Weiterbildungen an Hochschulen entstehen laufend neue Angebote und Formate, die auf die veränderten Bedürfnisse der Arbeitswelt antworten. Sie sind zwar staatlich nicht anerkannt, zeichnen sich dafür durch eine hohe Flexibilität aus. Sie sind nicht an starre Curricula gebunden.

    Häufig entstehen Weiterbildungen auch in enger Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Anbietern. Die Schulen konzipieren massgeschneiderte Seminare und führen sie bei den Firmen durch. Häufig handelt es sich um kompakte und eher kürzere Weiterbildungen.

    Wie sich die Weiterbildungslandschaft entwickelt, ist schwierig abzuschätzen. Gut möglich, dass komplett neue Geschäftsmodelle den Markt aufmischen werden, wie das zum Beispiel in Hotellerie, Stellenvermittlung oder dem Taxigeschäft geschieht. Auf jeden Fall tauchen neue Anbieter auf. Verlage zum Beispiel, die Fachliteratur herausgeben, bieten zu den Fachthemen Seminare an. Telekommunikationsanbieter führen Smartphone-Kurse durch. Und die grossen Digitalunternehmen unterrichten Kunden in Social-Media-Marketing. Die klassischen Bildungsanbieter erhalten Konkurrenz.

    Wie beurteilen Schulen die Weiterbildungslandschaft? Welche Innovationen stehen an? Wie reagieren sie auf die veränderte Arbeitswelt und neuen Anforderungen? Wir haben Jeanine Bönsel, Leiterin Seminare an der KV Business School Zürich, befragt.

    Interview

    Welche Trends sehen Sie in der Weiterbildung?

    Jeanine Bönsel: Alle technologischen, soziologischen, ökologischen und ökonomischen Trends finden sich in irgendeiner Form auch in der Weiterbildung. Besonders stark sind die technologischen Trends: Künstliche Intelligenz, Machine Learning, E- und Online Learning. Das Lernen verändert sich dahingehend, dass man wegkommt vom Vorratslernen. Immer wichtiger wird das Lernen im Rahmen von konkreter Umsetzung. Wir arbeiten zum Beispiel viel mit Cases.

    Wo ist Ihre Schule innovativ?

    Wir betreiben Prozess- und Produktinnovation. Zurzeit beschäftigen wir uns stark mit Produktinnovation und neuen Lernformen. Wir tun dies in Abstimmung mit dem Verbandsauftrag, das heisst, wir versuchen Weiterbildungsangebote anzubieten, die Kaufleute während ihrer ganzen Laufbahn unterstützen. Diese Angebote stehen aber auch anderen Berufsgruppen offen.

    Welches sind die Kriterien für die Lancierung von neuen Angeboten?

    Auf der Grundlage der Future Skills gemäss WEF und der SkillingChallenge-Studie von McKinsey haben wir evaluiert, welche Fertigkeiten Arbeitskräfte künftig besonders stark benötigen. Darauf aufbauend kreieren wir entsprechende Weiterbildungen. Diese Weiterbildungen bieten wir nicht nur Einzelpersonen an, sondern stellen sie ganzen Unternehmen zur Verfügung.

    Haben sich die Bedürfnisse von Weiterbildungsinteressierten verändert?

    Ich sehe zwei grosse Trends. Erstens: Von der Fachkenntnis zu übergreifenden Fertigkeiten. Wissen alleine hat weniger Wert, das können wir schnell und unkompliziert selber beschaffen. Viel wertvoller ist die Fähigkeit, im richtigen Moment auf die richtige Fertigkeit zuzugreifen. Damit rücken Themen wie Selbstorganisation, Führung, Kollaboration und Digital Skills in den Vordergrund. Zweitens: Der Wunsch nach kleinen Lerneinheiten. Natürlich besuchen wir im Verlaufe unserer Karriere formalisierte und längere Weiterbildungen, um vielleicht einen eidgenössisch anerkannten Abschluss zu erlangen. Bei bestimmten Inhalten aber möchten wir uns Wissen und Fertigkeiten kurz und kompakt aneignen. Dieses Bedürfnis nach kurzen Inputs in der Weiterbildung wird immer bedeutender.

    «Wissen alleine hat weniger Wert, das können wir schnell und unkompliziert selber beschaffen. Viel wertvoller ist die Fähigkeit, im richtigen Moment auf die richtige Fertigkeit zuzugreifen.»

    Sie arbeiten in der Weiterbildung auch mit Firmen zusammen. Wie funktioniert das?

    Wir haben einige Firmenpartnerschaften. Unsere Kundenberater schauen sich die Unternehmen an und helfen den Fach- oder Personalabteilungen, Bildungsangebote zur Verfügung zu stellen, die für die Zukunft des Betriebs beziehungsweise der Mitarbeitenden wichtig sind. Neben einem klassischen Katalog an möglichen Weiterbildungen haben unsere Firmenkundenberater eine grosse Auswahl an Werkzeugen im Gepäck, die Entscheidern helfen herauszufinden, was sie brauchen, was ihre Mitarbeitenden benötigen und wohin sich Mitarbeitende und Unternehmen entwickeln wollen.

    Welche Weiterbildungen sind an der KV Business School Zürich besonders gefragt?

    Besonders gefragt sind Weiterbildungen in diesen Bereichen: Sachbearbeiter/in Rechnungswesen, Fachleute Finanz- und Rechnungswesen, Fachausweis Treuhand, Sozialversicherungsfachleute, Höhere Fachschule für Wirtschaft, Höhere Fachschule für Recht, Ausbildungen in Immobilienbewirtschaftung.

    Seit kurzem bieten Sie sogenannte Smart Camps an, ein neues Format: intensive, praxisbezogene Weiterbildungen in Blöcken, über zwei, drei Monate verteilt.

    Mit den Smart Camps knüpfen wir genau an die veränderten Bedürfnisse von Teilnehmenden an. Es ist unser Ziel, diese Teilnehmenden in kurzer Zeit mit unterschiedlichen Werkzeugen auszustatten, die sie in ihrem Berufsalltag einsetzen können – aktuell in Management, Leadership, Digitalisierung oder Transformation. Ich nehme selber am Smart Camp Transformation Agent teil und stehe kurz vor dem Abschluss. Ich erlebe diese Weiterbildung als sehr wertvoll. Was ich mit anderen Kursteilnehmenden im Smart Camp erarbeite, setze ich im Berufsalltag direkt um. Das macht mir grossen Spass.

    Was sollten Menschen beachten, wenn Sie sich für eine Weiterbildung interessieren?

    Wir lernen am besten, wenn wir uns für ein Thema begeistern können. Dann sollte ich wissen, wie wichtig für meine Laufbahn ein anerkannter Abschluss ist. Vielleicht ist in einem Fachgebiet auch nur eine punktuelle Vertiefung nötig. Allen Unentschlossenen rate ich, sich ein Weiterbildungsthema zu suchen, die ihnen Spass macht. Sie schaffen so die Voraussetzung für eine schnelle Umsetzung des Gelernten im Alltag sowie eine erfolgreiche Berufstätigkeit.

    Diese Kompetenzen werden künftig gefragt sein.

    • Anpassungsfähigkeit
    • Datenbasiertes Denken
    • Design Thinking
    • Effizienter Umgang mit Arbeitsbelastung
    • Interkulturelle Kompetenz
    • Kommunikation
    • Kreativität
    • Kritisches Denken
    • Multimediale Lesefähigkeit
    • Soziale Intelligenz
    • Transdisziplinarität
    • Zusammenarbeit (real und virtuell)
    «Ziel in den Smart Camps ist es, die Teilnehmenden in kurzer Zeit mit unterschiedlichen Werkzeugen auszustatten, die sie in ihrem Berufsalltag einsetzen können.»

    Unser Weiterbildungsangebot

    • Rolf Murbach

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