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«Mir fehlt der persönliche Kontakt zu den Arbeitskollegen»

Seit rund zwei Wochen arbeiten die Mitarbeitenden des Kaufmännischen Verbands im Homeoffice. Wie Bewegung und Kommunikation zu einem strukturierten Tagesablauf beitragen, warum Videokonferenzen die Digitalisierung fördern und wie Humor hilft, den ungewohnten Alltag zu meistern.

«Homeoffice bin ich mir gewohnt, aber dieses Mal ist es anders, weil verordnet – und nicht unterbrochen von kleinen Reisen ins Büro, zu Interviewpartnern und Meetings. Das fühlt sich seltsam an, immer im Haus, nur wenige kleine Fluchten», sagt Rolf Murbach, Redaktor Mitgliedermagazin Context und Dozent.

Seit der Bundesrat am 16. März 2020 die Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor dem Coronavirus verschärft hat, arbeiten die Mitarbeitenden des Kaufmännischen Verbands im Homeoffice. «Dennoch mag ich Homeoffice. Ich arbeite konzentriert, lasse mich nicht ablenken. Wir haben das Glück, dass wir im Haus eine gut funktionierende Infrastruktur haben, weil ich und meine Frau – sie ist Berufsschullehrerin – schon immer zu Hause gearbeitet haben», ergänzt Rolf.

Homeoffice ist nicht für alle selbstverständlich

Für Meleat Asani, Lernende Marketing Services, ist Homeoffice hingegen eine neue Erfahrung. Für sie war das Arbeiten von zuhause aus am Anfang gewöhnungsbedürftig. Doch jetzt, wo alles richtig eingerichtet sei, funktioniere es gut. «Ich vermisse aber den Austausch mit den anderen Lernenden und den Arbeitskollegen. Die Kommunikation über Videochat ist nicht dieselbe», betont sie. Auch der fehlende persönliche Kontakt zu ihrem Praxisbilder sei eine Herausforderung, so Meleat. «Aber wir telefonieren jeden Tag und er nimmt sich Zeit, um mir die Aufgaben ausführlich zu erklären.» Auch Michael Kraft, Leiter Bildung, fehle der unkomplizierte Austausch in den Gängen, der abwechslungsreiche Mix aus Arbeiten am PC, externen Sitzungen oder Präsentationen – und sogar der Arbeitsweg mit dem ÖV.

Den Arbeitsort wechseln – auch auf kleinem Raum

Ob im Wohnzimmer, im Büro oder in der Küche: Regelmässig den Arbeitsort zu wechseln schafft etwas Bewegung und bringt Abwechslung in den Alltag. «Ich versuche mich viel zu bewegen und höre Radiomusik zur Arbeit», ergänzt Meleat.

«Ich vermisse aber den Austausch mit den anderen Lernenden und den Arbeitskollegen. Die Kommunikation über Videochat ist nicht dieselbe»
Meleat Asani

Bewegung in den Homeoffice-Arbeitsalltag reinbringen

Für Michael Kraft bringt der junge Familiennachwuchs zusätzlichen Schwung in den Homeoffice-Alltag: Er ist vor gut drei Monaten zum ersten Mal Vater geworden. «Da meine Partnerin bis Ostern im Mutterschaftsurlaub ist, haben wir glücklicherweise nicht dieselben Herausforderungen wie Eltern mit älteren Kindern, doch das könnte sich schon in wenigen Wochen ändern», lacht Michael. Er musste sich zuerst daran gewöhnen, dass er zwar physisch zuhause sei, aber arbeite und nicht gleichzeitig die Kleine betreue. «Doch ich geniesse es, mit meiner Familie zu Mittag essen oder meine Partnerin auch einmal ablösen zu können», so Michael.

Regelmässige Bewegung ist zentral, wenn man im Alltag plötzlich weniger zu Fuss unterwegs ist. Rolf macht jeden Morgen vor Arbeitsbeginn ein kleines Training und auch Andri Rizzi, Communications Assistant, baut Trainingseinheiten in seinen Tagesablauf ein. Und, solange es nicht zu einer vollständigen Ausgangssperre kommt, sind Spaziergänge alleine oder mit viel Abstand erlaubt. In der Natur kann man Energie tanken, kommt auf neue Ideen und gewinnt Distanz zu dem, was gerade passiert. «Ich denke, dies ist in dieser Krisenzeit besonders wichtig: anderen Themen Raum geben», betont Rolf.

Digitales Teammeeting: Die Mute-Taste nicht vergessen

Das Teammeeting ohne Vorbereitung plötzlich digital durchzuführen klingt einfacher als getan. Vor allem, wenn man sich noch gar nicht auf ein Tool für die Videokommunikation geeinigt hat oder als Organisation gerade daran ist, nach einer Evaluation ein neues einzuführen. «Die Teamsitzung am ersten Dienstagvormittag war eine kleine Herausforderung, doch wir nahmen es mit Humor und fanden letztlich ein Tool mit anständiger Performance, das bei allen funktionierte», erklärt Michael Kraft. Andri Rizzi, der noch an der Universität Zürich studiert, arbeitet mit verschiedenen Tools und sieht anstelle von Seminarräumen lauter Küchen, Schlaf-, Arbeits- und Esszimmer seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen. Im neuen Videochat-Zeitalter gibt es sowohl auf Seiten der Technik wie auch bei den technischen Fähigkeiten der Nutzerinnen und Nutzer noch Verbesserungspotenzial: «Mit einer Investition in ein Headset sowie dem konsequenten Einsatz der Mute-Taste, wenn man selber nicht spricht, kann man schon viel erreichen», sagt Andri Rizzi mit einem Augenzwinkern. Das Gegenüber wird danken.

Lachen verbindet, auch digital

Überhaupt scheint Humor in dieser Zeit fundamental zu sein: Lachen verbindet, auch über die digitalen Kanäle. Die Arbeitskolleginnen und -kollegen sind sich einig: Die Dinge mit Humor nehmen, wenn etwas nicht funktioniert, und auch in der ernsten Situation einmal zu lachen hilft auf jeden Fall.

Ein dringend notwendiger Digitalisierungsschub

Wer schon digital versiert ist und bereits regelmässig Videokonferenzen durchgeführt hat, für den ändert sich nicht viel. «In meinem Job als Redaktor kann ich alles online machen: Interviews führen, schreiben, das Heft produzieren. Das bin ich mir gewohnt», sagt Rolf Murbach. Neu ist, dass von einem Tag auf den anderen alle Mitarbeitenden gleichziehen. «Ich bin überzeugt, dass uns die aussergewöhnliche Situation zu einem dringend nötigen Digitalisierungsschub verhelfen wird: Endlich probieren alle einfach mal aus, auch wenn noch nicht alle Tools, Prozesse und Arbeitsweisen definiert sind. Ich finde es grossartig, wie unkompliziert und kreativ Lösungen gefunden werden», betont Michael Kraft.

Nicht alle haben die Möglichkeit für Homeoffice

Doch viele Menschen können kein Homeoffice machen: Verkäuferinnen, Handwerker, das Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzte, um nur einige zu nennen. Diese sind überdies einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt. «Diesen Menschen bin ich sehr dankbar und ich hege grossen Respekt ihnen gegenüber», sagt Rolf. Meleat hat Freunde, die kein Homeoffice machen können: «Für meine Freunde, die im Bereich Medizin die Lehre absolvieren, denke ich mir: Chapeau.»

Nachbarschaftshilfe für Risikogruppen

Ist der Arbeitstag vorbei gibt es neben Netflix, Online-Yoga oder Videochat mit Freunden auch andere Aufgaben, sich zu beschäftigen: «In meiner Nachbarschaft bildet sich eine Gruppe, die älteren hilfesuchenden Nachbarn unter die Arme greifen möchte. Nun machen wir diese Menschen auf das Angebt aufmerksam.» Die Zeit, die man sich beim Arbeitsweg spart, kann man so auch für die Allgemeinheit einsetzen.

«Ich bin überzeugt, dass uns die aussergewöhnliche Situation zu einem dringend nötigen Digitalisierungsschub verhelfen wird: Endlich probieren alle einfach mal aus, auch wenn noch nicht alle Tools, Prozesse und Arbeitsweisen definiert sind.»
Michael Kraft

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