Seitennavigation & Suche

Resilienz ist existenziell

    Gregor Hasler, der Autor von «Resilienz: Der Wir-Faktor», ist Referent an der kfmv-Impulstagung «Leistungsgesellschaft total – oder am Limit» am 23. Januar 2019 im GDI, Rüschlikon. Ein paar Anmerkungen zu seinem Buch.

    Wer ist der Autor?

    Gregor Hasler ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter der Abteilung für molekulare Psychiatrie an der Universität Bern sowie Chefarzt der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern. Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

    Worum geht es in seinem Buch?

    Wie es der Titel sagt: um Resilienz. Damit bezeichnet man die psychische Widerstandskraft beziehungsweise die Fähigkeit, gelassen mit widrigen Erfahrungen oder Ereignissen umzugehen. Eine Stärkung der Resilienz kann wesentlich zur Prävention von stressbedingten Krankheiten wie zum Beispiel Angststörungen oder Depressionen beitragen.

    Wie unterscheidet sich das Buch von anderen Publikationen zu diesem Thema?

    Die meisten anderen Ratgeber gewichten den Individualismus stärker und liefern klare, einfache Tipps im Sinne von: Vertrauen Sie Ihren Fähigkeiten. Solchen Ratschlägen verweigert sich der Autor. Mit seinem Buch will Gregor Hasler zeigen, dass der Zusammenhang zwischen tatsächlicher Belastung, Stressstörungen und Resilienz viel rätselhafter ist, als wir gemeinhin annehmen. Das Buch basiert auf der therapeutischen Arbeit des Autors mit Patientinnen und Patienten, welche ihn laut seiner eigenen Aussage lehrten, was Resilienz ausmacht. Gregor Hasler legt den Schwerpunkt auf das Kollektiv, denn seiner Erfahrung nach sind soziale Integration und soziale Unterstützung mächtige Resilienzfaktoren. Er sieht den Individualismus mehr als Symptom denn als Lösung unseres Stressproblems. Den heute vorherrschenden Werten wie Selbstverwirklichung und Abgrenzung hält er den «Wir-Faktor» entgegen.

    An wen richtet sich das Buch?

    Grundsätzlich an jeden und jede, der/die gesund leben will. Aber es könnte auch Inputs liefern für Unternehmen, welche ihre Firmenkultur Resilienz-orientiert gestalten wollen und denen etwas daran liegt, ihren Mitarbeitenden ein von Achtsamkeit geprägtes Arbeitsklima zu bieten.

    Ist das Buch auch für nicht wissenschaftlich gebildete Leser und Leserinnen geeignet?

    Ja, auf jeden Fall. Zwar hinterlegt der Autor seine Aussagen mit zahlreichen Ergebnissen aus Studien und Untersuchungen, trotzdem aber ist das Buch leicht lesbar und stellenweise richtig unterhaltsam.

    Was bringt mir die Lektüre?

    Zunächst einmal die Erkenntnis: Resilienz ist ein kostbares Gut. Sie ist absolut erstrebenswert. Und es gibt viele Wege, der «Resilienzkrise» zu trotzen beziehungsweise Resilienz zu erlangen. Und das beste: Es könnte ganz einfach sein. Wir rufen einen Freund oder eine Kollegin an und verabreden uns für ein Nachtessen, einen Kinobesuch, ein Wellness-Wochenende. Das tut gut, und ist gesund!

    Leseprobe aus dem Buch

    Die Zunahme von Risikobeurteilungen ist an sich schon anstrengend. Noch schwerer wiegt aber der Umstand, dass durch die steigende und widersprüchliche Flut von risikorelevanten Informationen in unserem Kopf unklare Gefahreneinschätzungen entstehen. Diese fördern diffuse Ängste und unbestimmte Sorgen, die das Hirn in Atem halten. Damit wird der psychische Nutzen der objektiven Zunahme von Sicherheit zunichte gemacht, und es fehlen uns die psychischen Ressourcen für positive, sinnstiftende Dinge. Gerne denke ich an die Affen, die sich hoch in den Bäumen ein Furcht-Time-Out nehmen.

    Autorin

    • Therese Jäggi

    Beliebte Inhalte