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Der Weg ins heutige Büro

«Die Arbeitswelt wird sich wandeln, solange der Mensch etwas findet, was er angenehmer und besser machen kann.» Dieser Satz aus der ZDF-Dokumentation «Büro, Büro» fasst die Geschichte des kaufmännischen Berufs ziemlich genau zusammen: Neue Technologien, optimierte Prozesse und flexiblere Arbeitsformen prägen den Büroalltag.

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert sind Büros und Verwaltungen immer mehr aufgekommen. Industriebetriebe haben einen Raum benötigt, wo man Handel betreiben, sich um den Verkauf und die Vermarktung der Produkte kümmern sowie Rechnungen erstellen konnte. Zu dieser Zeit arbeiten nur gegen drei Prozent aller Angestellten im Büro. Zum Vergleich: Heute, knapp 200 Jahre später, arbeiten über einem Drittel aller Erwerbstätigen im Büro - Tendenz steigend.

Mit der Erfindung der elektronischen Schreibmaschine in den 1920 Jahren nehmen immer mehr Frauen Einzug ins Büro. Da viele von ihnen Klavier spielen, geht man davon aus, dass sie auch gut mit den Tasten der Schreibmaschine umgehen können. Und so dürfen sie als Sekretärinnen oder Stenotypistin arbeiten. Die Chefposten bleiben nach wie vor reine Männersache.

Grossraumbüros als Fortschritt

In den 1960er Jahren wird das Arbeiten in der sogenannten «Bürolandschaft» populär. Die Industriehallen verwandeln sich in Grossraumbüros. Dies mit dem Argument, dass man Mitarbeitende besser überwachen kann. Diese neue Art des Arbeitens entwickelt sich schnell zum Erfolgsmodell: Mitarbeitende fühlen sich in der Gemeinschaft aufgehoben. Ausserdem sind Grossraumbüros deutlich günstiger für Unternehmen als Einzelbüros.

Während es Jahrzehnte lang immer nur um Leistung geht, erkennt man in den 1970er Jahren, dass Mitarbeitende, die sich wohlfühlen auch produktiver sind. Somit entstehen mehr Pausenräume und ausserbetriebliche Aktivitäten wie Team-Anlässe oder Fitnessangebote.

Die grösste Änderung folgt für Büroangestellte allerdings mit dem Start der Digitalisierung. In den 1980er nehmen die ersten Computer in den Büros Einsitz. Eine regelrechte Revolution: Plötzlich reicht ein Gerät für alles und man braucht nicht mehr verschiedene, um eine Kalkulation oder einen Brief zu erstellen. Spätestens seit der Jahrtausendwende sind Computer aus den Büros nicht mehr wegzudenken. Problematisch bei der rasanten Entwicklung ist, dass die Technologie schneller voranschreitet, als man die Leute schulen kann. Der Bildungsaspekt und die Anpassungsfähigkeit werden darum auf dem Arbeitsmarkt immer wichtiger.

Lebenslanges Lernen

Auch heute geniesst lebenslanges Lernen einen hohen Stellenwert: Die wenigsten von uns werden in Zukunft die Tätigkeiten verrichten, die sie beim Berufseinstieg ausgeübt haben. Wer beispielswiese vor 15 Jahren eine Bankausbildung absolviert hat, hat im Zahlungsverkehr die Einzahlungsscheine eingescannt. Heute ist das aufgrund des Onlinebankings nicht mehr nötig.

Obwohl sich die operativen Tätigkeiten laufend verändern, sind die in der Lehre erlernten Selbst-, Sozial- oder Methodenkompetenzen nach wie vor von zentraler Bedeutung. Zum Beispiel, wenn es darum geht, in einer neuen Situation zurechtzukommen oder die Kundschaft kompetent zu beraten.

Modelle verschiedener Skills- und Zukunftsstudien zeigen, dass es in Zukunft neben digitalen Kompetenzen auch Teamarbeit, Flexibilität und Mut zu Neuem braucht. Um flexibel reagieren zu können, brauchen wir Fähigkeiten, die unabhängig von Beruf und Branche einsetzbar sind. Die laufenden Reformen bei den KV-Lehren oder auch in der höheren Berufsbildung zielen genau auf diese Kompetenzen ab.

Erstmals veröffentlicht: 18.8.2022

Autorin

  • Claudia Agnolazza

    Communications Manager beim Kaufmännischen Verband Schweiz

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