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Homeoffice – Der Kaufmännische Verband setzt sich für flexibles Arbeiten ein

Als Kompetenzzentrum für Bildung und Beruf strebt der Kaufmännische Verband eine zu-kunftsgerichtete Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik zum Wohl aller Berufsleute an. Damit sich Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen künftig auf gemeinsame Grundlagen für die Ausübung von Homeoffice berufen können, engagiert sich der Verband für bessere gesetzliche Rahmenbedingungen.

Das gegenwärtige Arbeitsgesetz stammt aus dem Industriezeitalter und ist auf fixe Arbeitszeiten im Betrieb ausgelegt. Dabei verkennt es die neuen gesellschaftlichen und arbeitsmarktlichen Bedürfnisse unserer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft. «Spätestens mit der Corona-Pandemie hat sich das flexible und ortsunabhängige Arbeiten branchenübergreifend etabliert», erklärt Ursula Häfliger, Verantwortliche Politik beim Kaufmännischen Verband. «Berufsleute arbeiten immer mehr remote: vor allem im Homeoffice, aber auch in Coworking-Spaces oder von unterwegs.»

Nicht alle können und wollen volle Flexibilität

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die Zufriedenheit von Erwerbstätigen höher ist, wenn sie über mehr Arbeitszeitautonomie verfügen und selber entscheiden können, wann, wo und wieviel Stunden sie arbeiten. Allerdings trifft dies nicht auf alle Angestellten zu: Nicht alle können und wollen volle Flexibilität. Viele gewichten Routine höher als Flexibilität. Zu wissen, von wann bis wann und wo sie jeden Tag arbeiten, bietet Sicherheit und Planbarkeit. Besonders beim Arrangieren von externen Betreuungsmassnahmen für Kinder oder pflegebedürftige Familienmitglieder kann dies von Vorteil sein. Gleichzeitig birgt die Flexibilität immer auch die Gefahr der Selbstausbeutung. Häfliger ergänzt: «In gewissen Unternehmen hat sich die Verpflichtung zum Präsentismus einfach vom Büro ins Homeoffice übertragen. Angestellte denken, dass sie ständig erreichbar sein und gesehen werden müssen. Man liest ununterbrochen Mails, reagiert auf alle Posts in Gruppenchats oder hat kollaborative Tools auf dem privaten Handy installiert.»

Autonomie und Selbstorganisation sind entscheidend

Mit anderen Worten: Flexibilität stellt Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen vor neue Herausforderungen. Die Verantwortung vollständig den Arbeitnehmer:innen oder den Arbeitgeber:innen zu überlassen, scheint wenig sinnvoll. Für eine bestimmte Gruppe von Angestellten mag diese Lösung zwar zumutbar sein: Sie verfügen über einen hohen Grad an Autonomie und Selbstorganisation und können sich auch gegen Druck und Überbelastung wehren. Für die meisten jedoch überwiegen die Risiken,  gerade bei Angestellten mit Betreuungspflichten oder wenn Sonntagsarbeit, Abend- und Nachtarbeit involviert sind. «Zu diesen Risikosituationen darf es gar nicht erst kommen» betont Daniel Jositsch. «Das Gesetz muss alle schützen.»

Kommission gegen eine Verbesserung der gesetzlichen Grundlagen für Homeoffice

Bereits im Sommer 2021 hatte der Zürcher Ständerat und Präsident des Kaufmännischen Verbands eine entsprechende Motion im Parlament eingereicht. «Es ist an der Zeit, dass Po­li­tik und Arbeitgeber:innen ge­mein­sam mit den So­zi­al­part­nern und Arbeitnehmer:innen krea­ti­ve und prag­ma­ti­sche Mo­del­le ent­wi­ckeln, die den individuellen An­sprü­chen nach Flexibilität und Effizienz sowie nach Ge­sund­heit und Ver­ein­bar­keit auch tatsächlich ent­spre­chen», erklärt Jositsch. Auch nachdem sich die zuständige Kommission gegen eine Verbesserung der gesetzlichen Grundlagen für Homeoffice ausgesprochen hat und Jositsch seine Motion zurückziehen musste, ist die Sache für den Kaufmännischen Verband noch nicht vom Tisch: «Wir müssen eine Basislösung für alle Angestellten finden, die die Arbeitsbedingungen im Homeoffice klar definiert. Fehlen solche Regelungen, können weder die Rechtssicherheit noch der Gesundheitsschutz sichergestellt werden.»

Veröffentlicht am 25.5.2022

«Zu Risikosituationen darf es gar nicht erst kommen - Das Gesetz muss alle schützen.»
Daniel Jositsch, Präsident kfmv und Ständerat:

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Autorin

  • Emily Unser

    Director of Marketing & Communications, Kaufmännischer Verband Schweiz
    Verantwortliche Kommunikation, die plattform

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