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«Das Bildungssystem hat noch einen langen Weg vor sich. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um mitzugestalten.»

Petra Marty ist «Edupreneurin» der ersten Stunde. Nach 17 Jahren IT und Cyber-Branche setzt sich die strategische Designerin mit ihrem Verein Netpathie für das Schaffen des Bewusstseins in der digitalen Welt ein. Im Interview erklärt sie, wieso Bildung und Wirtschaft in Zukunft noch viel mehr zusammen erreichen können.

Was kann man sich unter dem Begriff «Edupreneur:in» vorstellen?

Petra Marty: Eine Person, die mit unternehmerischer Haltung Bildung und Innovation zusammenbringt.

Warum braucht es «Edupreneur:innen» in dieser Welt?

Weil wir in Zukunft noch viel mehr in Ökosystemen denken müssen. Das Bildungssystem kann von den Menschen aus der privaten und öffentlichen Wirtschaft lernen und umgekehrt. Zusammen können wir einander unterstützen und weiterbringen. Es braucht dazu beide Seiten.

Was machst du momentan beruflich?

Ich bin selbständig als strategische Designerin und Gründerin – zusammen mit Susanne Lüscher – vom Non-Profit Verein Netpathie.

Was war deine berufliche Tätigkeit vor drei Jahren?

Marketing Managerin bei Trend Micro, einem japanischen Cybersecurity Unternehmen, für die Schweiz und Österreich.

Warum würdest du dich als «Edupreneurin» bezeichnen?

Ich bringe Erfahrungen aus der Wirtschaft und inzwischen aus dem Bildungssystem zusammen, und entsprechend entwickeln wir diese weiter. Meine Vernetzung in beiden Bereichen hilft mir die unterschiedlichen Akteur:innen  und Themen zusammenzubringen.

Was macht dein Verein Netpathie?

Wir setzen uns mit dem Schaffen eines Bewusstseins zum Thema Chancen & Risiken im Netz, respektvolle Kommunikation (Prävention Cyber-Mobbing) und mentale Gesundheit auseinander. Netpathie bringt alle Akteure in diesem Bereich zusammen, koordiniert die Zusammenarbeit, unterstützt Schulbehörden, Lehrpersonen, Eltern und Kinder, um das Thema nachhaltig im Unterricht und im Alltag zu verankern – interaktiv vor Ort, physisch erlebbar und mit geeigneten Lehrmitteln.

Was heisst das konkret?

Mit den Workshops und Projektwochen fördern wir speziell Kinder und Jugendliche im Umgang mit dem Internet sowie die Stärkung ihrer mentalen Gesundheit, ihrer Identität und der respektvolle Umgang miteinander.

Welche Herausforderungen will Netpathie bewältigen?

Nachhaltiges Bewusstsein im Umgang mit den Chancen und Risiken im Netz schaffen. Empathie im Umgang miteinander fördern. Die Resilienz stärken. Und möglichst allen Schulen die Angebote von Netpathie ermöglichen, unabhängig von ihren finanziellen Mitteln.

«Das Bildungssystem kann von den Menschen aus der privaten und öffentlichen Wirtschaft lernen und umgekehrt.»
Melinda Bangerter, Fachverantwortliche Berufsbildung

Warum genau stellt ihr euch diesen Herausforderungen?

Es geht in erster Linie um einen einfachen Zugang zu Bildung für alle. Wir möchten Kinder und Jugendliche auf die Arbeitswelt vorbereiten, ein besseres Online-Bewusstsein schaffen und sie zu selbstverantwortlichem Handeln befähigen. Online ist es einfacher geworden zu mobben, persönlich zu kritisieren, andere zu beleidigen. Anonym, ohne jemanden anschauen zu müssen und dazu rund um die Uhr. Der respektvolle Umgang gilt sowohl online wie auch offline, da haben wir von jung bis alt noch viel zu tun. Auch wird der Druck gerade bei Kindern und Jugendlichen immer höher. Wie können sie diesen selbst erkennen, und was hilft ihnen dabei? Wie können sie sich abgrenzen, und wo holen sie sich Unterstützung? Wir möchten das systemische Denken im Ökosystem fördern. Um das zu erreichen, braucht es alle.

Was hat dich beim Aufbau von Netpathie positiv überrascht? Was war herausfordernd?

Der Female Digital Innovation Award, den wir nach bereits 10 Monaten Netpathie entgegennehmen durften. Das grosse Interesse von allen Seiten – es zeigt die Wichtigkeit und Dringlichkeit für Unterstützung in diesen Themen.

Herausfordernd ist es, die Finanzierung als Non-Profit Organisation sicherzustellen und den Akteur:innen, welche in diesem Umfeld tätig sind, aufzuzeigen, dass wir keine Konkurrenz sind. Wir möchten zeigen, dass wir auf dem, was sie tun, aufbauen und nachhaltig mit den Kindern und Jugendlichen weiterarbeiten. Wir wünschen uns, dass Akteur:innen uns als ihre Ressourcen zulassen. Weil: gemeinsam sind wir stärker!

Zum Lernen: Was ist deine persönliche Lernreise? Welche Elemente begünstigen deiner Ansicht nach das wirkungsvolle Lernen?

Unterschiedliche Erfahrungen, die ich sammeln durfte. Ob als Event Manager, Brand Manager, im Marketing und heute im Bildungssystem. Am meisten gelernt habe ich immer von den Menschen, die mich in dieser Zeit begleitet haben. Ob jung oder alt. Sprich: Vor allem in gemeinsamen Projektarbeiten und Teams. Manchmal ist es eine Herausforderung, aufgrund der unterschiedlichen Charakteristiken alles zusammenzubringen, jedoch hat genau das mich weitergebracht. Ich habe gelernt, wie jeder einzelne funktioniert und wie sie/wir schliesslich zusammen funktionieren

Du warst Teil des ersten Studiengangs CAS «Edupreneur & Learning Design» (vgl. Weitere Informationen). Was sind drei Take-Aways, die du mitnehmen konntest?

Netzwerk. Verständnis für die einzelnen Zielgruppen im Bildungswesen. Neue Lernansätze, die mir in der täglichen Arbeit helfen, und die ich so vorher im Bereich der Wirtschaft nicht gekannt habe.

Inwiefern hat dich der Studiengang inspiriert, um dein Projekt weiter zu verfolgen?

Die Workshops und Gespräche mit den spannenden und unterschiedlichen Menschen im Studiengang haben immer wieder gezeigt, wie wichtig und dringlich die Themen unseres Projektes sind. Zusammen mit ihnen konnte ich Ideen weiterentwickeln und so wurde auch immer wieder ersichtlich, wie viel Potential darin steckt.

Weshalb sollen zukünftige Studentinnen und Studenten den Studiengang CAS «Edupreneur & Learning Design» absolvieren?

Das Bildungssystem hat noch einen langen Weg vor sich. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um einzusteigen, mitzugestalten und zu unterstützen, wie das künftige Lernen gefördert und innoviert werden kann. Und das Lernen wird nie aufhören…

Erstmals veröffentlicht: August 2022 (zVg. Intrinsic)
Letzte Aktualisierung: 10.2.2023

«Wir möchten Kinder und Jugendliche auf die Arbeitswelt vorbereiten, ein besseres Online-Bewusstsein schaffen und sie zu selbstverantwortlichem Handeln befähigen.»
Petra Marty

Autor

  • Robin Müller

    Studiengangsleiter CAS «Edupreneur & Learning Design» bei Intrinsic

Weitere Informationen

  1. Intrinsic ist ein Netzwerk für Bildungsinnovation. Sie begleiten Menschen und Organisationen beim Transformationsprozess ins neue Lernparadigma des intrinsischen, selbstverantworteten und lebenslangen Lernens.

    Mehr

  2. Um wirkungsvolle Antworten auf die derzeit grössten Herausforderungen im Bildungssystem zu erarbeiten, lanciert der Kaufmännische Verband in Kooperation mit seiner Tochtergesellschaft, der Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ, und dem Unternehmen für angewandte Bildungsrevolution, Intrinsic, den neuen CAS «Edupreneur & Learning Design». Der neue Studiengang soll kreativen und unternehmerischen Fachexperten und Generalisten aus den Bereichen Bildung und Wirtschaft ermöglichen, sich ein tieferes Verständnis für die digitale Lernmethodik anzueignen und Geschäftsfelder, Edtech-Tools und neue Bildungsformate zu entwickeln. Im Studium lernen die Teilnehmenden, wie «neues Lernen» für sie und auch für andere funktioniert. Sie schlüpfen dabei ab und zu auch selbst in die Rolle eines Dozierenden oder eines Coaches. Denn Peer-to-Peer-Lernen und Kollaboration werden im Studiengang gross geschrieben.

    Edupreneur:innen sind mehr als die blosse Schnittstelle zwischen Unternehmertum und Bildung. Sie sind mutig, kreativ und voller Tatendrang, etwas im Bildungs- und Lernbereich zu verbessern oder neu zu denken. Was genau dahinter steckt, erklären euch Dozierende des CAS im Video.

    Weitere Infos & Anmeldung

  3. Mitglieder des Kaufmännischen Verbands erhalten CHF 100.- Vergünstigung auf das neue CAS der HWZ.

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