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Finanzielle Unabhängigkeit

Geduld ist eine Tugend. Doch beim Thema gerechte Entlöhnung oder Gehaltserhöhung ist sie fehl am Platz. Frauen müssen sich dafür einsetzen, damit sie zu ihrem Recht kommen.

Gleiche Voraussetzungen, gleiche Arbeit, gleicher Lohn? Denkste. Noch immer liegt der unerklärte Lohnunterschied – also nicht durch Karriereverläufe erklärbar – zwischen Mann und Frau gesamtwirtschaftlich bei acht Prozent, bei grösseren Unternehmen bei drei Prozent. Der Lohnunterschied ist in typischen Männerberufen wie Bau oder Landwirtschaft am grössten. Aber auch in klassischen KV-Branchen wie Versicherungen oder Banken ist er weitverbreitet.

Gender Pay Gap vor der Pensionierung am grössten

Viel grösser sind jedoch die erklärbaren Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau. Sie entstehen mit der Zeit über die gesamte Karriere. Die Gründe liegen auf der Hand: Zwar gehen in der Schweiz die meisten Frauen einer Erwerbstätigkeit nach, nach der Familiengründung reduzieren viele das Pensum deutlich, unterbrechen sogar ihre Karriere, und behalten ein tiefes Pensum, auch nachdem die Kinder erwachsen sind. Die Teilzeitarbeit ist ein wichtiger Faktor bezüglich Lohnungleichheit. Es gibt zudem einen direkten Zusammenhang zwischen Teilzeitarbeit – Pensen von weniger als 60 Prozent – und Führungspositionen. Auch sind typische Frauenberufe im Dienstleistungssektor oft schlecht bezahlt. Die Folgen: tiefere Funktion, tieferer Lohn, empfindliche Lücken in AHV und Pensionskasse. Die kumulierte Einkommenslücke für Frauen in der Schweiz bei Rentenantritt wird entsprechend hoch, nämlich etwa 43 Prozent im Vergleich zu den Männern.

Verhindern lässt sich das durch die Aufteilung der Familienpflichten und der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Vereinbarkeit. Grundsätzlich sollten Frauen die finanzielle Unabhängigkeit anstreben. Der erste Schritt dazu: Liebe Frauen, schärft Eure finanziellen Kompetenzen. Stellt Euch die Fragen: Wie gehe ich mit Geld um? Wie viel müsste ich verdienen, damit es finanziell reicht? Wann muss ich anfangen zu sparen? Wie setze ich meine Lohnforderungen durch? Setzt Euch aktiv für Eure Rechte ein!

«Gleiche Voraussetzungen, gleiche Arbeit, gleicher Lohn? Denkste.»
Ursula Häfliger, Verantwortliche Politik beim Kaufmännischen Verband:

Rolle der Politik – und die Forderung des Kaufmännischen Verbands Schweiz

Im Gleichstellungsartikel in unserer Verfassung heisst es seit 1981: Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Seit 1995 gibt es ein Gleichstellungsgesetz. Und seit 2020 sind Unternehmen ab 100 Angestellten verpflichtet, eine Lohngleichheitsanalyse durchzuführen – das sind 5000 Betriebe in der Schweiz mit rund 45 Prozent aller Angestellten. Das Problem dabei: Bei kleineren Unternehmen, die nicht zur Lohn-Analyse verpflichtet sind, kommen die unerklärten Lohn-Gaps viel häufiger vor. Das ist auch der Grund, wieso der Kaufmännische Verband Schweiz fordert, dass sie auch bei Firmen ab 50 Angestellten durchgeführt werden muss.

Welche politischen Massnahmen braucht es, damit sich die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau verringern?

  • Lohngleichheitsanalyse bei Unternehmen ab 50 Angestellten.
  • Verbesserungen der Rahmenbedingungen für erhöhte Erwerbstätigkeit. Dazu kommen Individualbesteuerung, günstigere externe Kinderbetreuung, mögliche Aufteilung der Elternzeit, Möglichkeit der Teilzeitkarriere für Mann und Frau.
  • Verbesserung der Vorsorge für Leute mit Teilzeitpensen und tieferen Einkommen.

Der Kaufmännische Verband Schweiz setzt sich für alle diese Anliegen in seiner politischen Arbeit ein.

Veröffentlicht am 4.5.2023

«Bei kleineren Unternehmen, die nicht zur Lohn-Analyse verpflichtet sind, kommen die unerklärten Lohn-Gaps viel häufiger vor.»
Ursula Häfliger

Hörempfehlung

  1. Der Kaufmännische Verband Schweiz hat im September seine erste Podcast-Mini-Serie zum Thema «Löhne» lanciert. In der zweiten Folge der Mini-Serie diskutieren wir mit Ursula Häfliger über die Problematiken des Unconscious Bias, der Wichtigkeit der Rollenverteilung und wie der Gender-Pay-Gap bekämpft werden kann. Kfmv-Talks finden Sie auf Spotify, Apple-Podcast oder Youtube.

    Hier gehts zum Podcast

Autor:in

  • Ursula Häfliger

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