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Für innere Ruhe: Naturklänge und Entspannungsmusik

Entspannen, meditieren, Stress abbauen: Naturgeräusche wirken sich wohltuend auf unsere psychische Gesundheit aus. Warum das so ist, wieso Entspannungsmusik auch aus dem Kopfhörer guttut, und weshalb Sie trotzdem in die Natur gehen sollten, erklärt der Neurowissenschaftler Prof. Dr. Lutz Jäncke.

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Reaktionen auf Naturgeräusche sind evolutionär geprägt 

Warum finden wir Meeresrauschen angenehm, aber das plötzliche Aufheulen des Windes unheimlich? «Unsere Reaktionen auf akustische Reize folgen einem evolutionär geprägten, genetisch festgelegten Muster», erklärt Lutz Jäncke. Die Naturgeräusche führen zu sogenannten vorbereiteten Reaktionen, die dem Menschen früher das Überleben gesichert haben. Bei abrupt einsetzenden, chaotischen und lauten Geräuschen mit dissonanten Anteilen reagieren wir auch heute noch mit Angst oder Flucht. «Wasserplätschern oder Blätterrascheln sind in der Regel stimmig-ruhige, konsonante Geräusche, die unserem Gehirn die nähere Zukunft sicher und vorhersehbar erscheinen lassen», weiss der Experte. 

Natürliche Klänge beruhigen, entspannen, regenerieren 

Daher empfinden wir Naturgeräusche als ausserordentlich angenehm. Sie beruhigen unsere Psyche, sagt der Wissenschaftler: «Eine Naturgeräuschkulisse befreit unser Gehirn von komplizierten Berechnungen und Vorhersagen, mit denen es sonst beansprucht ist. In einer Art Mind Wandering können wir unseren Gedanken freien Lauf lassen. Wir entspannen uns, die Herzrate und der Blutdruck sinken, die Ausschüttung des Stresshormones Cortisol wird vermindert.» 

Studie bestätigt positive Effekte von Naturgeräuschen

Dies bestätigt eine US-amerikanische Studie, die 2021 in den «Proceedings» der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlicht wurde. Das Ergebnis der Übersichtsarbeit über 36 Studien zum gesundheitlichen Nutzen von Naturgeräuschen zeigt, dass Menschen in einer natürlichen Geräuschkulisse weniger Stress, Ärger und Schmerzen erlebten und sich ihre Stimmung und die kognitive Leistung verbesserten. Zudem förderten sie positive Emotionen und stärkten insgesamt die Gesundheit. 

Entspannungsmusik aus dem Kopfhörer oder in natura?

Beides hat Vor- und Nachteile. Mit Kopfhörern sind wir abgeschirmt von störenden Reizen und können uns auf die glucksenden, rauschenden oder zwitschernden Geräusche konzentrieren. «Unser Gehirn ist ein Simulationsorgan. Wir können uns gut in solche Szenarien hineinversetzen. Wenn man wenig Zeit hat, ist das eine sehr gute Möglichkeit», erklärt Lutz Jäncke. Trotzdem ist für ihn das Live-Erlebnis in der Natur besser als das künstliche Erlebnis. Denn die Reize der natürlichen Umgebung wirken intensiver als eine digitale Aufnahme – allerdings lenken sie uns auch mehr ab: «Für ein tiefes, rein durch Akustik hervorgerufenes Entspannungsgefühl muss man eine Art meditativen Zugang zur Natur finden, um die zusätzlichen Reize auszuschalten. Wem das nicht gelingt, der sollte es mit Kopfhörern auf der Couch probieren», rät der Experte. 

Vom Wecker mit Naturgeräuschen bis zur Zwitscherbox 

Im Wartezimmer klingt Meeresrauschen, am Bahnhof zwitschern Vogelstimmen, der Wecker kombiniert Regenwaldgeräusche mit Lichteffekten: Künstliche Naturgeräusche aus Lautsprechern sind beliebt. Aber bringt das auch etwas, Lutz Jäncke? «Ja, wenn sich das Geräusch hörbar vor dem Geräuschhintergrund heraushebt, kann es unbewusst angenehme Reaktionen und eine kurze Entspannung auslösen. Geschäfte, die solche Geräusche gezielt einsetzen, verkaufen übrigens auch mehr.»

Individuelle Erfahrungen prägen Vorlieben für Geräusche 

Die vorherrschenden Naturgeräusche unserer Kindheit lieben wir ein Leben lang, weiss der Neuropsychologe: «Bei Menschen, die in speziellen Gegenden aufgewachsen sind, zum Beispiel an der Nordsee oder auf einer Alp, brennen sich Geräusche wie Meeresrauschen oder Kuhglockengeläut tief in ihr Gehirn ein. Als Erwachsene werden sie diese Geräusche wieder suchen und anderen Naturgeräuschen vorziehen.» Daher kommt auch die Vorliebe für bestimmte Ferienregionen.

Therapeutischer Einsatz von Naturklängen 

Naturgeräusche oder sanfte Musik werden bei vielen Arten von Entspannungsübungen zur Unterstützung genutzt. Für wen sind sie besonders hilfreich? «Von diesen Entspannungstrainings profitieren alle Patient:innen, die lernen müssen, ihren Körper zu beruhigen und die Erregung des vegetativen Nervensystems herunterzufahren. Das gilt für alle Varianten von stressbedingten Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzfrequenzprobleme, Angst- und Panikstörungen, Migräne und Kopfschmerzen, die unbehandelt zu einer ganzen Reihe von psychosomatischen Problemen führen können.»

Vom Gegenteil: Ständiger Lärm kann krank machen 

Wer mitten in der Stadt wohnt und anhaltendem Krach ausgesetzt ist, hat ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. «Wir werden in der Stadt mit zu vielen Reizen pro Zeiteinheit überflutet. Was dazu führt, dass wir konstant Orientierungsreaktionen machen. Unser Gehirn lenkt seine Aufmerksamkeit ständig irgendwo anders hin – automatisch, das ist ein Reflex. Wir werden permanent abgelenkt. Das überfordert uns, macht uns müde und vielleicht sogar krank», sagt der Neurowissenschaftler. Besonders Stadtmenschen sollten sich regelmässige Naturerlebnisse gönnen.

Erstmals veröffentlicht am: 9.10.2024

Autor:in: Natalie Portmann
Projektleiterin Kommunikation & Community Managerin (Unternehmenskommunikation KPT)

KPT

Die KPT gehört zu den zehn grössten Krankenkassen der Schweiz. Rund 700 Mitarbeitende bieten den knapp 600 000 Versicherten das, was sie wirklich brauchen: Beste Preis-Leistung und höchste Kundenzufriedenheit. Als Genossenschaft übernimmt die KPT gesellschaftliche Verantwortung und ist immer für ihre Kundinnen und Kunden da – ob gesund oder krank. 

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