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«Die Selbstständigkeit beginnt mit dem Mut, es einfach zu tun»

    Roberto Poltera gründete mit Anfang 30 zusammen mit seiner Frau Andrea ein eigenes Immobilienunternehmen. Sandra Zweidler machte sich mit 42 Jahren als Coach selbstständig, ohne Zwischenlösung und ohne Kundenstamm, aber mit klarer Vision. Im Doppelinterview erzählen beide, wie sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben, welche Hürden sie meistern mussten, und warum sich der Weg trotz Unsicherheit lohnt.

    Roberto und Sandra, was hat euch dazu bewegt, euch selbstständig zu machen?

    Roberto: Ich wusste schon lange, dass ich mich einmal selbstständig machen möchte, aber der konkrete Zeitpunkt war für mich immer «irgendwann später». Mit der Zeit wurde mir klar: Ich kann mich nur dann wirklich mit einem Unternehmen identifizieren, wenn es meine Werte widerspiegelt. Während meines Betriebswirtschaftsstudiums entwickelte ich die Positionierung von ARTES IMMOBILIEN und baute ein solides Fundament auf. Schliesslich wagten meine Frau Andrea und ich im Juni 2023 den Sprung in die Selbstständigkeit.

    Sandra: Ich beschäftigte mich schon mit der Idee, seit ich 20 Jahre alt war, hatte aber immer das Gefühl: Ich bin zu wenig gut und die Welt hat nicht auf mich gewartet. Ich bin sehr sicherheitsbedürftig, aber der Drang nach mehr Eigenständigkeit wurde irgendwann so stark, dass ich nicht mehr anders konnte. Mit 42 Jahren entschied ich mich schliesslich, den Schritt als Coach zu wagen.

    Wie verlief euer Start in die Selbstständigkeit und was waren die grössten Herausforderungen?

    Sandra: Ich habe von null angefangen. Ich hatte keine Kunden und keinen Nebenerwerb. Ich bin direkt von einem 160-Prozent-Führungsjob in die Selbstständigkeit gegangen. Eine der grössten Hürden war sicher, mit der Unsicherheit umzugehen. Ich weiss heute oft am Samstag noch nicht, wie meine nächste Woche aussieht – das kann belastend sein. Und ich habe unterschätzt, wie schwierig es ist, das eigene Angebot und die eigene Positionierung zu schärfen. Für andere habe ich das im Berufsleben oft gemacht, für mich selbst war das viel anspruchsvoller.

    Roberto: Eine GmbH ist schnell gegründet, aber der eigentliche Aufbau beginnt danach. Die grösste Herausforderung war, einen klaren Fokus zu definieren: Welche Dienstleistungen bieten wir an und welche bewusst nicht? Für uns war klar: Wir fokussieren uns auf die Verwaltung von Mietliegenschaften und auf Privatkundschaft.

    «Eine GmbH ist schnell gegründet, aber der eigentliche Aufbau beginnt danach.»
    Roberto Poltera, Inhaber der Immobilienverwaltung ARTES IMMOBILIEN

    Gab es einen Moment, der euch gezeigt hat: «Das ist der richtige Weg für uns»?

    Roberto: Als wir unseren ersten Kunden gewonnen haben, wussten wir: Das ist der richtige Weg. Bis dahin war vieles hypothetisch. Als der erste Auftrag kam, wurde alles real. Plötzlich mussten wir liefern – und das hat sich einfach richtig angefühlt.

    Sandra: Ja, als ich gemerkt habe, wie erfüllend es ist, morgens aufzuwachen und nicht mehr «schaffen» zu müssen, sondern etwas Sinnstiftendes zu tun. Dieses Gefühl war nicht sofort da, aber es wurde mit der Zeit immer klarer: Das ist mein Weg. Ein entscheidender Punkt war auch meine persönliche Werteentwicklung. Je älter ich werde, desto wichtiger sind mir meine Werte. Ich will heute radikal ehrlich sein in dem, was ich tue. Wenn ich eine Dienstleistung anbiete, dann muss das für mich stimmig sein. Früher hätte ich das nicht gewagt. Das gehört für mich zur Selbstständigkeit: Ich kann meine Arbeit so gestalten, dass sie mit meinem inneren Kompass übereinstimmt. Diese Klarheit gibt mir Kraft, auch wenn es mal herausfordernd wird.

    Welche Fähigkeiten aus eurer Ausbildung und Berufserfahrung helfen euch heute am meisten?

    Roberto: Das KV gab mir und meiner Frau Andrea ein gutes Fundament: vernetztes Denken, Zahlenverständnis, das Erfassen administrativer Abläufe. Später kam bei mir der Fachausweis Immobilienbewirtschaftung dazu, bei Andrea der Sachbearbeiter Immobilienbewirtschaftung. Kombiniert mit der Praxiserfahrung – über 15 Jahre bei mir – ist das heute unser Rückgrat. Dazu kommt mein BWL-Studium, das mir besonders beim Aufbau der Firma geholfen hat: Finanzen, Unternehmensführung, Strategie, da greife ich ständig darauf zurück. Neben dem fachlichen Know-how sind es vor allem die Soft Skills, die im Geschäftsalltag den Unterschied machen. Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und eine klare Sprache sind essenziell, um das Vertrauen von Eigentümer:innen, Mieter:innen und Partner:innen zu gewinnen.

    Sandra: Ich habe Betriebswirtschaft studiert. Hier hilft mir das Verständnis für Zahlen. Man muss fähig sein, seine Lebenshaltungskosten realistisch zu kalkulieren und seine Preise richtig zu setzen. Aber auch mein Netzwerk aus der Zeit als Niederlassungsleiterin hilft mir heute enorm, denn Empfehlungen laufen oft über persönliche Kontakte. Und natürlich ist es ein Vorteil, wenn ich die Sprache meiner Business-Kunden spreche und sie bei fachlichen Themen auf Augenhöhe abholen kann.

    «Man muss fähig sein, seine Lebenshaltungskosten realistisch zu kalkulieren und seine Preise richtig zu setzen.»
    Sandra Zweidler, Coach und Unternehmerin

    Wie gewinnt ihr neue Kundinnen und Kunden, und welche Rolle spielen Netzwerke für euren Erfolg?

    Sandra: Netzwerke sind zentral. Kaltakquise mache ich auch, aber die ist für mich emotional echt herausfordernd. Da kommen Schamgefühle auf. Aber es funktioniert. Es funktioniert nicht überall gleich: Während das Flyer verteilen an meinem Ferienort Sedrun eine überraschend hohe Rücklaufquote gebracht hat, funktioniert dies in der Region Zug mit einer hohen Dichte an Coaches nicht. Zudem setze ich auf die Präsenz auf LinkedIn. Auch wenn viele Kontakte aus dem Netzwerk nicht auf Posts reagieren, werde ich regelmässig darauf angesprochen. Das zeigt mir, dass die Plattform für eine gewisse Sichtbarkeit wichtig bleibt und sich Präsenz langfristig auszahlt.

    Roberto: Die ersten Kunden kamen überraschend schnell, durch unsere Website und einen professionellen Auftritt –  und über Mund-zu-Mund-Empfehlungen. Netzwerke sind extrem wichtig: Wir sind aktiv im Gewerbeverein, besuchen Anlässe in der Region und sind auf LinkedIn präsent. Sichtbarkeit ist entscheidend. Wenn man unter die Leute geht, wird man auch weiterempfohlen. Ein gutes Angebot allein reicht nicht, man muss auch präsent sein.

    Wie plant ihr eure finanzielle Sicherheit als Selbstständige?

    Sandra: In der Anfangsphase sagte ich mir: Ich brauche mindestens zwei Jahre Budget, um ruhig zu bleiben. Das war mein Sicherheitsanker. Ich habe mir überlegt, wie viel ich im Jahr zum Leben brauche, und diesen Betrag dann mal zwei auf die Seite gelegt. Für mich war das essenziell, um den Start ohne existenziellen Druck zu schaffen. Ich bin niemand, der einfach ins Blaue springt – ich brauche eine gewisse Sicherheit im Rücken, damit ich kreativ und fokussiert arbeiten kann.

    Roberto: «Wir arbeiten mit klaren Budgetzielen: Was sind die Fixkosten, wo können Rückstellungen gebildet werden, was ist der Ziel-Kontostand? Daraus leiten wir Massnahmen ab: Braucht es mehr Kunden, mehr Sichtbarkeit, mehr Werbung? Wichtig ist auch: Wenn Geld reinkommt, nicht gleich alles ausgeben, sondern Rückstellungen machen. Das gibt Sicherheit.

    Was ratet ihr KV-Absolvent:innen, die sich überlegen, sich selbstständig zu machen?

    Roberto: Fragt euch ehrlich: Warum wollt ihr selbstständig sein? Wenn es nur um Geld oder Status geht, dann ist das zu wenig. Man arbeitet am Anfang oft mehr als zuvor, ohne Garantie auf Erfolg. Dafür ist es umso erfüllender, wenn man für das arbeitet, was einem wirklich entspricht. Baut Erfahrung auf, sammelt Wissen, füllt euren Rucksack. Und: Lasst euch Zeit für den Aufbau. Es lohnt sich.

    Sandra: Überlegt euch: Was macht euer Angebot besonders? Was ist euer USP? Und seid ehrlich: Seid ihr bereit, Akquise zu machen? Wenn nicht, überlegt euch, wie ihr das abdecken könnt – mit Partner:innen oder über externen Support. Und vergesst den Perfektionismus. Nicht alles muss von Anfang an perfekt sein. Einfach mal machen, sonst sitzt man in zehn Jahren immer noch auf der Parkbank und sagt sich: «Hätte ich doch…»

    «Das KV gab uns ein gutes Fundament: vernetztes Denken, Zahlenverständnis, administrative Abläufe.»
    Robert Poltera

    Veröffentlicht am: 30.6.2025

    Autor:in: Sibylle Zumstein

    Dieser Artikel wurde mit Unterstützung von KI erstellt.

    Infox

    1. ARTES IMMOBILIEN ist eine inhabergeführte Immobilienverwaltung im Zürcher Oberland. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Mietliegenschaften für Eigentümer:innen mit Fokus auf Immobilienverwaltung, Erstvermietung und persönliche Betreuung. Gegründet wurde ARTES IMMOBILIEN 2022 von Roberto und Andrea Poltera. Beide verfügen über eine kaufmännische Grundbildung und haben sich auf die Immobilienbewirtschaftung spezialisiert.

      artesimmo.ch 

    2. Sandra Zweidler ist Coach und Unternehmerin, die sich darauf spezialisiert hat, betriebswirtschaftliche Expertise mit energetischer Arbeit zu verbinden. Mit über 13 Jahren Führungserfahrung, zuletzt als Niederlassungsleiterin mit 160 Mitarbeitenden, bringt sie fundiertes Wissen in den Bereichen Betriebsökonomie, Organisationsentwicklung und Projektmanagement mit. Die Betriebsökonomin FH verfügt zudem über umfassende Ausbildungen in energetischen Methoden und im Coaching. Diese Kombination ermöglicht es ihr, Menschen und Organisationen ganzheitlich zu begleiten und nachhaltige Veränderungen zu fördern.

      inspiration-zweidler.ch 

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