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Analog vs. digital: Es braucht beides

Braucht es in der heutigen digitalen Welt noch analoge Kompetenzen und wenn ja, welche? Welche Vorteile bieten analoge Skills gegenüber digitalen Skills und umgekehrt? Ein Faktencheck.

Mit den digitalen Kompetenzen müssen sich sowohl Führungskräfte als auch Angestellte auseinandersetzen, denn die Digitalisierung ist ein Prozess, dem man am besten mit dem Konzept des Lebenslangen Lernen begegnet.

Die erfreuliche Nachricht: Die analogen Skills geraten nicht aus der Mode. Im Gegenteil, gerade in Unternehmen, in denen Mitarbeitende mit neuen Organisationsstrukturen und Pflichtenheften konfrontiert werden, gewinnen analoge Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Selbstreflexion oder Empathie an Bedeutung. Das bestätigt die im Auftrag des Kaufmännischen Verbands durchgeführte HWZ-Studie «Betriebswirtschaftliche Berufsbilder 2030».

Die Vorteile der digitalen Skills

Besonders im kaufmännischen Bereich bestreitet wohl kaum jemand, dass digitale Komponenten und Prozesse Erleichterung in den Arbeitsalltag bringen. Wer möchte schon mit der Schreibmaschine längere Texte schreiben, die elektronische Post wieder zur analogen umfunktionieren oder mit dem Zählrahmen die Buchhaltung führen? E-Mail, Buchhaltungssoftware, CMS, Chat-Applikationen, Videocalls und digitale Tools zur Zusammenarbeit gehören heute zum Alltag.

Die Vorteile von digitalen Skills liegen auf der Hand. Mit der Digitalisierung wird eine Automatisierung von Prozessen und Abläufen angestrebt, wodurch Produktivität gefördert wie auch gesteigert wird. Wer sich mit den neusten Technologien und den aktuellsten Trends auskennt, kommt schneller voran, liefert mehr, bleibt geistig fit. Zudem steigen die Chancen, eine Arbeitsstelle zu behalten oder eine neue zu bekommen, obwohl gemäss unterschiedlichen Umfragen in den nächsten Jahren viele Jobs verschwinden werden. So denken knapp 40 Prozent der rund 32'500 befragten Personen in der weltweit durchgeführten «Hopes and Fears 2021»-Studie von PwC, dass ihre Stelle in den nächsten fünf Jahren verschwinden wird. Gleichzeitig blicken 50 Prozent der Befragten mit Zuversicht in die Zukunft – das stimmt hoffungsvoll.

Der Wandel ist unaufhaltbar. Er zwingt Arbeitnehmende dazu, sich ständig weiterzubilden, flexibel zu bleiben und durch Lebenslanges Lernen die eigene Arbeitsmarktfähigkeit hochzuhalten.

Doch es gibt auch Nachteile

Dieses Unbeständige und die damit verbundene Schnelllebigkeit kann sich aber auch zum Nachteil entwickeln. Was heute State-of-the-Art ist, kann morgen schon wieder überholt oder auf dem Schweizer Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt sein. Mit diesem Tempo mitzuhalten, ist auf Dauer anstrengend. Ein weiterer Nachteil kann die ständige Erreichbarkeit sein. Durch Smartphones, Social Media oder auch im Homeoffice lösen sich die Grenzen zwischen Arbeitswelt und Privatleben immer mehr auf. Für die optimale Leistungsfähigkeit sind jedoch Ruhephasen unabdingbar. Denn die Gesundheit ist unsere wichtigste Ressource – sowohl im Berufs- wie auch im Privatleben. Besonders ältere Mitarbeitende kann der technologische Fortschritt überfordern. Aber auch jüngere Menschen sind nicht vor der Überforderung oder einem Burnout gefeit. Das Gegenteil kann aber auch eintreten. Ein automatisierter Ablauf kann zu Langeweile oder Unterforderung führen. Der Sinnhaftigkeit bei der Arbeit wird heutzutage eine hohe Bedeutung zugeschrieben.

Vorteile analoge Skills

Die digitale Transformation ist deshalb auch eine soziale Transformation. Neben digitalen Fähigkeiten und Fachwissen werden soziale Kompetenzen immer wichtiger. Es ist heute unabdingbar, sich mit sich selbst als Mensch, seinen persönlichen Fähigkeiten, Grenzen, Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen, um in die geeignete Rolle oder Funktion zu finden. Alte Stellen verschwinden, neue Berufsbilder werden geschaffen. Firmen setzen vermehrt auf interdisziplinäre Projektgruppen mit flachen Hierarchien und neuen Rollen. Damit solche heterogenen Teams funktionieren, müssen Arbeitnehmende ein gewisses Mass an Selbstreflexion, Eigenverantwortung, Flexibilität und Teamfähigkeit an den Tag legen. Auch Kenntnisse wie vernetztes Denken, Kreativität oder Kommunikationsfähigkeit werden immer wichtiger.

Seine analogen Kompetenzen zu fördern mag auf den ersten Blick weniger attraktiv wirken, als sich digital weiterzubilden. Analoge Skills sind jedoch weniger schnelllebig als digitale und daher wesentlich nachhaltiger. Zudem sind erstere berufsübergreifend und können in den meisten Branchen angewendet werden – sogenannte «transferable skills». Sie wirken sich auch auf das Privatleben und die Gesellschaft im Allgemeinen aus.

Nachteile analoge Skills

Zu den analogen Kompetenzen gehören nebst der Aneignung von Fachwissen insbesondere persönliche und soziale Kompetenzen. Ein Nachteil ist, dass analoge Skills sehr unterschiedlich definiert werden und nicht einheitlich gemessen werden können.

Doch die Vorteile der analogen Skills überwiegen, wenn man es schafft, diese auf verschiedene Berufs- und Lebensbereiche anzuwenden. Dabei hilft vernetztes Denken, Offenheit gegenüber Veränderungen und Kommunikationsfähigkeit. Wenn Führungskräfte, Berufsbildner:innen und die Mitarbeitenden dies erkennen, sollte einer abwechslungsreichen und erfolgreichen Berufskarriere nichts im Wege stehen.

Der Kaufmännische Verband bietet viele Weiterbildungen an, um die digitalen wie auch die analogen Skills zu stärken.

Veröffentlicht am 15.9.2022

Autor:in

  • Sibylle Zumstein

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