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Nach einer Berufslehre die erste Stelle zu finden, ist eine grosse Herausforderung. Insbesondere in einem aufgrund der Covid-19-Pandemie angespannten Arbeitsmarkt sind junge Berufsleute vermehrt auf Unterstützung angewiesen. Deshalb hat sich der Kaufmännische Verband eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zum Ziel gesetzt. Die Schaffung eines Fonds zur Beschäftigung von Lehrabgänger/innen und zusätzliche Massnahmen zum Sammeln von Berufserfahrung für arbeitslose Lehrabgänger/innen nehmen dabei eine zentrale Rolle ein.

Im August 2020 haben rund 15 000 kaufmännische Lernende ihre Ausbildung beendet. Sofern mit dem Lehrbetrieb keine Einigung für eine Weiterbeschäftigung gefunden werden konnte, mussten sich die Lehrabgänger/innen auf Stellensuche begeben. Im Vergleich mit der Suche nach einer Lehrstelle ist die Konkurrenz wesentlich grösser. Der Kaufmännische Verband bietet Beratungen an, welche junge Berufseinsteiger/innen während der Suche unterstützen und hat dadurch regelmässig engen Kontakt mit Betroffenen. So erzählen einige Personen, insbesondere Lehrabgänger/innen, von Schwierigkeiten im Bewerbungsprozess und führen dies direkt auf eine Reduktion der Stellenausschreibungen aufgrund der Covid-19-Pandemie zurück. Lea M., welche im Sommer erfolgreich ihre Ausbildung zur Kauffrau beendet hat, berichtete dem Kaufmännischen Verband, dass zurzeit viele befristete Arbeitsverhältnisse und Praktika ausgeschrieben sind. Solche Stellen bieten Arbeitnehmer/innen weniger Planungssicherheit. Obwohl Lea M. selber noch keine weiterführende Hilfsangebote für die Stellensuche genutzt hat, wünscht sie sich mehr Unterstützung von behördlicher Seite aber auch von Angestelltenverbänden. «Vor allem Coachingangebote könnten für mich attraktiv sein» erzählt Lea M. mit Blick auf ihre weitere Stellensuche. Sollte der Berufseinstieg nicht auf Anhieb klappen, hat sie bereits einen Plan B in der Hinterhand, z.B. «eine Weiterbildung in einem ausgewählten Fachbereich». Dennoch ist der Abschluss eines Arbeitsvertrags die präferierte Option für Lea M. Sie hofft nach wie vor auf eine Anstellung, welche es ihr erlaubt, das in der Berufslehre Gelernte eigenständig anzuwenden und so wertvolle Praxiserfahrung zu sammeln.

Es handelt sich dabei um keinen Einzelfall. So erzählte Alwiya H. gegenüber dem Kaufmännischen Verband von grossen Schwierigkeiten während der Stellensuche. Obwohl sie die Berufslehre mit einer guten Gesamtnote abschliessen konnte, wurde sie nach über 70 Bewerbungen noch zu keinem Bewerbungsgespräch eingeladen. Der direkte Berufseinstieg über eine reguläre Anstellung im kaufmännischen Bereich war ihr Ziel. Da sie keinen Arbeitsvertrag abschliessen konnte, holt Alwiya H. nun die Berufsmaturität nach.

Erschwerter Einstieg ins Berufsleben

Wie die zwei Beispiele zeigen, sind junge Lehrabgänger/innen besonders stark von der aktuellen wirtschaftlichen Lage betroffen. Verschiedene Studien zeigen, dass eine Rezession, die mit dem Berufseinstieg zusammenfällt, langfristige Auswirkungen auf die Arbeitsmarktsituation der betroffenen Arbeitnehmer/innen haben kann. Die negativen Effekte zeigen sich vor allem in Form eines tieferen Lohnniveaus. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Lehrabgänger/innen rasch im Arbeitsmarkt Fuss fassen können. Sie verfügen über eine gute und breite Grundausbildung, besitzen aber noch wenig Berufserfahrung und Spezialisierung. Deshalb kann es sein, dass Berufseinsteiger/innen eine etwas längere Einarbeitungszeit benötigen, als berufserfahrenere Konkurrenz. Letztere kennen viele Aufgaben und Situationen bereits von früheren Anstellungen und können Lösungen aus ihrem Erfahrungsschatz ableiten. Dass «Firmen in einer wirtschaftlichen Krise Personen bevorzugen, die sehr schnell Verantwortung übernehmen und Probleme lösen können» ist in den Augen von Nicole Cornu, Fachverantwortliche Grundbildung und Jugendberaterin beim Kaufmännischen Verband problematisch. Denn: Gelingt den Lehrabgänger/innen der Berufseinstieg nach einer absolvierten Grundbildung nicht, sind solche Kompetenzen nur schwerlich zu erwerben.

Einen wichtigen Entscheid zur Unterstützung von Lehrabgänger/innen hat der Bundesrat bereits Ende Mai 2020 getroffen. Es wurde geregelt, dass Betriebe in Kurzarbeit ihre Lernenden nach erfolgreichem Lehrabschluss vorbehaltlos übernehmen konnten. Diese Entscheidung war für Nicole Cornu ein wichtiges Signal der Politik an alle Arbeitgeber, dass «Lehrabgänger wenn möglich in Unternehmen zu halten sind, so dass ihnen der Berufseinstieg gelingen kann». Unbestritten ist, dass «Lehrbetriebe diese gesellschaftliche Verantwortung auch wahrnehmen, wenn das wirtschaftlich irgendwie vertretbar ist». Davon ist Nicole Cornu überzeugt. Der Kaufmännische Verband setzt sich auf politischer Ebene für die Schaffung der dafür benötigten Rahmenbedingungen ein.

«Lehrabgänger sind wenn möglich in Unternehmen zu halten, so dass ihnen der Berufseinstieg gelingen kann. Lehrbetriebe wollen diese gesellschaftliche Verantwortung auch wahrnehmen, wenn das wirtschaftlich irgendwie vertretbar ist.»
Nicole Cornu

Jugendarbeitslosigkeit vorbeugen

Am 2. Juni 2020 hat Daniel Jositsch, Präsident des Kaufmännischen Verbands, die Motion «Errichtung eines Fonds zur Beschäftigung von Lehrabgänger/innen und zur Ausbildung von Lernenden im Rahmen der Bewältigung der Corona-Krise» sowie das Postulat «Berufserfahrung von arbeitslosen Lehrabgängerinnen und Lehrabgängern in der Corona-Krise stärken» im Ständerat eingereicht. Ziel ist einerseits die Einrichtung eines Fonds, welcher die Einstellung von Lehrabgänger/innen und die Ausbildung von Lernenden fördert, indem er (mittels einer einmaligen Einlage) finanzielle Anreize für von der Corona-Krise betroffenen Unternehmen schafft. Insbesondere sollen Lehrabgänger/innen unterstützt werden, welche gerade in den Arbeitsmarkt eintreten. Der Fonds soll finanzielle Anreize schaffen, um Unternehmen zur Weiterbeschäftigung von Lehrabgänger/innen zu bewegen. Ausserdem zielen die von uns geforderten zusätzlichen Massnahmen zum Sammeln von Berufserfahrung für arbeitslose Lehrabgänger/innen u.a. darauf ab, das Praktikumsprogramm der Arbeitslosenversicherung auszuweiten, damit Unternehmen Berufseinsteiger/innen in schwierigen Situationen aufnehmen können.

Wie wichtig es ist, jetzt umfangreiche Massnahmen zu ergreifen, zeigen die Zahlen des SECO. Im August 2020 erhöhte sich die Jugendarbeitslosigkeit um 13.7%. Es gab 20 341 stellenlose 15- bis 24-Jährige in der Schweiz. Im Vergleich zum vorhergegangenen Monat entsprach dies einer Zunahme von 7199 Personen. Zu erwarten ist, dass sich die Situation nach Ende der Kurzarbeitsentschädigungen noch weiter akzentuieren wird.

Das Postulat wurde am 24. September 2020 im Ständerat angenommen. Mit der Unterstützung des Postulats zeigt der Ständerat, dass er sich der herausfordernden Situation der Lehrabgänger/innen in der Corona-Krise bewusst ist. Es handelt sich dabei um einen ersten wichtigen Schritt im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Die Krise ist aber noch längst nicht vorbei. Nun ist es am Bundesrat, Wege aufzuzeigen, wie die arbeitsmarktliche Massnahme des Berufspraktikums gestärkt werden kann. Die bisherigen Monitoring-Aktivitäten der Task Force des Bundes "Perspektiven Berufslehre 2020" greifen zu kurz. Der Kaufmännische Verband fordert deshalb rasch unkomplizierte Lösungen, insbesondere, da zu erwarten ist, dass in kommenden Jahren weniger Lehrverträge abgeschlossen werden.

Trotz der schwierigen Umstände zeigen die jungen Arbeitssuchenden und angehenden Lernenden ein beachtliches Engagement während der Suche nach einer Anstellung. Sie verfolgen ihre «Ziele und Wünsche und wollen in den Arbeitsmarkt einsteigen» berichtet Nicole Cornu. Viele geben sich nicht mit der klassischen Stellensuche zufrieden, sondern prüfen vielfältige Möglichkeiten. Sie qualifizieren sich mittels der Berufsmaturität weiter, vertiefen ihr Fachwissen mit einer spezialisierten Weiterbildung, lernen Sprachen oder suchen gar eine Anstellung im Ausland. Mit ihren flexiblen Anpassungs- und Problemlösungsstrategien beweisen junge Berufsleute Kreativität und Biss für den Einstieg ins Berufsleben. Damit möglichst viele ihr Ziel erreichen, müssen die politischen und wirtschaftlichen Akteure zusammenarbeiten. Die wirtschaftliche Lage darf nicht dazu führen, dass einer Generation den Einstieg ins Berufsleben erschwert wird. Im Zuge ihrer Ausbildung haben sich junge Arbeitnehmer/innen bereits ein fundiertes Grundwissen angeeignet. Sie sollen nun auch die Möglichkeit erhalten, ungeachtet der wirtschaftlichen Lage, das Gelernte umzusetzen.

Veröffentlicht am 23.09.2020

Letzte Aktualisierung am 24.09.2020

«Mit der Unterstützung des Postulats hat der Ständerat gezeigt, dass er sich der herausfordernden Situation der Lehrabgänger/innen in der Corona-Krise bewusst ist. Nun ist es am Bundesrat, Wege aufzuzeigen, wie die arbeitsmarktliche Massnahme des Berufspraktikums gestärkt werden kann.»
Daniel Jositsch

Berufseinstieg

Damit junge Berufseinsteiger/innen ausreichend Praxiserfahrung gewinnen und ihre Arbeitsmarktfähigkeit ausbauen können, muss ihnen jetzt der Eintritt ins Berufsleben gelingen. Der Kaufmännische Verband hat deswegen konkrete Tipps für die erste Stellensuche auf seiner Website zusammengetragen: Wie schreibe ich meine erste Bewerbung? Was muss ich dabei beachten? Was sind gängige Berufseinsteiger-Löhne? Ausserdem informiert der Kaufmännische Verband über mögliche Zwischenlösungen z.B. im Falle der Arbeitslosigkeit.

Mehr dazu: kfmv.ch/berufseinstieg

Bessere Rahmenbedingungen für junge Berufseinsteiger

Junge Berufseinsteiger trifft die Corona-Pandemie besonders hart: Unternehmen schreiben weniger Lehr- und Arbeitsstellen aus und der Berufsalltag hat sich vermehrt ins Home- bzw. Remote Office verschoben. Damit jungen Menschen der Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingt und sie ausreichend Praxiserfahrung gewinnen können, hat der Kaufmännische Verband konkrete Tipps für die Stellensuche sowie mögliche Zwischenlösungen (Weiterbildung, Berufspraktika...) auf seiner Website zusammengetragen. Im Rahmen unserer Jugendberatung stehen wir Betroffenen ausserdem aktiv zur Seite. Auch auf politischer Ebene macht sich der Verband für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für junge Berufseinsteiger stark.

Im Rahmen der parlamentarischen Frühjahrssession hat Daniel Jositsch, Präsident des Kaufmännischen Verbands, im März 2021 einen neuen Vorstoss in Bundesbern eingereicht. Mit dem Postulat für mehr Fairness bei der Lehrstellenausschreibung und -vergabe wollen wir erreichen, dass junge Menschen trotz Wirtschaftskrise genügend Zeit haben, sich mit den verschiedenen Berufsausbildungen auseinanderzusetzen und die Berufe u.a. durch Schnupperlehren (alternativ auch Online) besser kennenlernen können. Auch die (Weiter-)Beschäftigung von jungen Lehrabgängern steht im Fokus. Dafür werden wir uns u.a. auf die Erkenntnisse unserer neuesten Lehrabgänger/innen-Umfrage (LAU) stützen, welche die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf junge KV-Lernende analysiert.

Die Jugendarbeitslosigkeit ist ein Thema, welches der Verband bereits letztes Jahr intensiv verfolgt hat: So wurde das Postulat, mit dem wir die Berufserfahrung von arbeitslosen Lehrabgänger/innen in der Corona-Krise stärken wollen, im September 2020 im Ständerat angenommen. Die gleichzeitig eingereichte Motion zur Errichtung eines Fonds zur (Weiter-)Beschäftigung von Lehrabgängern wurde leider abgelehnt. Der Kaufmännische Verband wird sich weiterhin für die konsequente Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit einsetzen. Nicht zuletzt, da sich die Auswirkungen der Corona-Krise noch über einige Jahre hinziehen könnten. Wir müssen jetzt in die Generation von morgen investieren.

kfmv.ch/berufseinstieg

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