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So funktioniert die Smart Economy

    Zusammenarbeit, Kommunikation und Teamfähigkeit werden immer wichtiger. Hierarchien verlieren an Bedeutung. Die Smart Economy verändert die Arbeit.

    Es ist viel geschrieben worden über Smart Economy. Was versteht man darunter? Von agilen Unternehmen und flexiblen Arbeitskräften ist die Rede. Angestellte und Freelancer sind in häufig wechselnden Teams engagiert, und immer mehr Arbeitsverhältnisse sind befristet. Die Unternehmen stellen in der sogenannten Gig-Ökonomie Fachkräfte auf Zeit an. Das verlangt von Freiberuflern viel Flexibilität, bringt aber auch Freiheit und stellt die Sozialwerke vor neue Herausforderungen.
    Was zählt, ist die Leistung, bei Freelancern und bei Angestellten. Generell verlieren Hierarchien an Bedeutung, weil viele erkannt haben, dass autonome Teams und Organisationen mit wenig Bürokratie erfolgreich sind. Das freut die Macher. Sie werden von ihren Chefs nicht mehr am Arbeiten gehindert, können loslegen und auch mal mutig sein. Von Fehlerkultur ist die Rede: ausprobieren, scheitern und einen grossen Wurf tun.

    Wertschätzung und Co-Kreation

    Kommunikation ist in der Smart Economy eine Schlüsselqualifikation. Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen tauschen sich aus und müssen Projekte verständlich vermitteln. Man spricht auch von Co-Kreation. Natürlich gab es Zusammenarbeit schon immer, doch ihr Stellenwert hat zugenommen, weil Aufgaben enorm komplex sind und häufig Dutzende von Fachkräften in Projekte involviert sind. Auch wenn Roboter und Automatisierung viele Jobs vernichten – der Mensch besetzt immer noch die Schnittstellen. Algorithmen können nicht alles.

    «Netzwerke sind in der Smart Economy existenziell», sagt die Unternehmerin Andrea Kuhn-Senn. «Viele Aufträge kommen dank Networking zustande». Die Gründerin von CYP, dem Ausbildungszentrum der Banken, arbeitet heute als Leiterin von Bildungsprojekten. «Meine Auftraggeber kamen zuerst aus dem Bankenumfeld. Unterdessen biete ich meine Dienstleistungen auch in anderen Branchen an. Ich muss mich also in weitere Geschäftsfelder hineindenken.» Eine Kompetenz, die zunehmend gefragt sei.

    Seit Jahren wird die Arbeitswelt flexibler. Dienst nach Vorschrift, starre Präsenzzeiten und Nine-to-five-Jobs sind in vielen Firmen out. Moderne Arbeitgeber setzen daher auf engagierte Mitarbeiter und bieten flexible Arbeitsmodelle an. Homeoffice und mobiles Arbeiten gehören dazu – Die Corona-Krise hat diesen Trend zusätzlich beschleunigt. Das kann zu hoher Motivation beitragen – ein wichtiges Gut. Denn wer seinen Beruf gerne ausübt, leistet mehr. Das wissen auch die Chefs. Ihr Beitrag: Wertschätzung. Andrea Kuhn-Senn sagt: «Wir alle brauchen Wertschätzung und Beziehungen, die tragen.» Und: «Damit ich kreativ sein kann, muss ich wahrgenommen werden und mich am Arbeitsplatz wohlfühlen.» Das sind neue Töne. Früher hat man allzu Psychologisches belächelt. Heute sind Wertschätzung, Kommunikation und Empathie selbstverständlich, zumindest in einigen Unternehmen. Und sie sind, sagen Arbeitspsychologen, Garant für erfolgreiches Tun.

    Das bestätigt auch eine neue Studie des World Economic Forum zu den Top-Tends aus der Arbeitswelt (Strategies to fight the quitting contagion 2.12.2021). Wie geht es der Belegschaft? Werden bestehende Bürobeziehungen auch tatsächlich wahrgenommen? Erscheint die Arbeitsauslastung realistisch? Wird in die Mitarbeitenden investiert? Diese Faktoren haben einen grossen Einfluss auf die Team-Dynamik und den langfristigen Verbleib von Mitarbeitenden im Unternehmen. Mangelnde Wertschätzung und mangelndes Zugehörigkeitsgefühl sind mittlerweile zu stärkeren Push-Faktoren für eine Kündigung geworden, als ein zu tiefer Lohn. Sind Führungskräfte nicht mehr im Einklang mit den Bedürfnissen ihrer Belegschaft, müssen sie ihre Führungsstrategie unbedingt überdenken. Und dies sowohl für die Arbeit im Betrieb, wie auch Remote.

    Flexible Arbeitsmodelle

    Die Gig-Ökonomie nimmt also zu, wobei viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf eine Kombination von fester Anstellung und Selbstständigkeit setzen. Das bedingt, dass Unternehmen Teilzeitstellen anbieten. Dies sei noch zu wenig der Fall, so Andrea Kuhn-Senn. «Vor allem bei Banken und Versicherungen ist es schon für junge Väter schwierig, wenigstens auf 80 Prozent zu reduzieren. Eine ältere, traditionell sozialisierte Generation besetzt in vielen Unternehmen die Schlüsselstellen.» Aber das werde sich ändern, denn die Wirtschaft und die Menschen wollten flexible Arbeitsmodelle. «Smart Economy funktioniert so.»

    «Smart bedeutet intelligent», sagt David Fiorucci, CEO eines Beratungsunternehmens und Trainer von Führungskräften. «Eine intelligente Person geht bewusst mit der eigenen Wirkung um. Sie hat eine Vision, denkt strategisch und handelt vorbildlich.» David Fiorucci hat Hunderte von Beratungen und Trainings durchgeführt. Er hält fest: «Wichtig ist die Selbstreflexion.  Man muss in den Spiegel schauen und sich fragen: Welches sind meine Stärken und Schwächen? Wie verhalte ich mich? Womit haben meine Reaktionen zu tun?» Und noch etwas hält der Coach für wichtig: «Führungskräfte müssen einen Rahmen schaffen, in dem sich die Mitarbeitenden wohlfühlen.» Leader seien mitverantwortlich, dass die Angestellten ihren Job als sinnvoll erlebten. Dazu gehöre, dass sie Sicherheit und Orientierung vermittelten sowie Autonomie gewährten. «Mitarbeiter können sich nur entfalten, wenn sie Freiheit geniessen.» Allerdings seien die Bedürfnisse der Angestellten unterschiedlich, sagt der Trainer, dies gelte es zu berücksichtigen. «Einige wünschen sich Unabhängigkeit, andere brauchen Begleitung.»

    Relevantes Wissen

    Arbeitswelt 4.0, Smart Economy, Digitalisierung. Wie immer man die Veränderungen der Arbeitswelt bezeichnet – auch die Weiterbildung ist davon betroffen. Vor allem der Wissensbegriff und der Zugriff auf Wissen haben sich gewandelt. Das wirkt sich auf das Lernen aus. «Man muss aufgabenspezifisches Wissen schnell abrufen können. Dabei geht es nicht um das Memorieren von Inhalten, sondern um die Fähigkeit, relevantes Wissen aus der Informationsflut herauszufiltern und zu verbinden», sagt der Potenzialentwickler und Unternehmensberater Georg Michalik. Die Anwendung von Wissen sei zentral, die Meisterschaft, gemeinsam mit anderen Spezialisten wertschöpfend zu wirken. Dazu brauche es Selbstorganisation und Co-Creation. «Mitarbeiter sollten sich zu kollektiver Intelligenz verbinden.»

    Auch wenn sich die Menschen Wissen im Netz autonom aneignen, so ist die Wissensvermittlung nach wie vor eine Aufgabe von Schulen. Das zeigt die Bedeutung von formalen Abschlüssen in der Weiterbildung, zum Beispiel von Fachausweisen oder Diplomen der höheren Berufsbildung. Was sich aber geändert hat und sich weiterentwickeln wird, sind die Formen der Vermittlung. Unterricht findet vermehrt individualisiert und häufig nicht mehr im Klassenzimmer, sondern im Unternehmen statt. «Es braucht neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Bildungsanbietern und Unternehmen», so Georg Michalik.

    Erstmals veröffentlicht: 9.11.2018
    Aktualisiert: 15.12.2021

    Autor

    • Rolf Murbach

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