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Lohnforderungen 2020 – Dem anhaltenden Reallohnverlust entgegenwirken

Die Schweizer Wirtschaft ist derzeit aufgrund internationaler Handelskonflikte und Unsicherheiten gegenüber den EU-Vertragspartnern auf stabilem aber (gegenüber dem Vorjahr) dennoch abgeschwächtem Wachstumskurs: Experten des Bundes rechnen mit einem BIP-Wachstum von 1.2% für 2019 und von 1.7% für 2020. Im Hinblick auf die prognostizierte Teuerung von 0.6% für 2019 und die damit steigenden Kosten für Arbeitnehmende fordert der Kaufmännische Verband für das bevorstehende Jahr 2020 branchenspezifische Lohnerhöhungen von 0.75% bis 2%. Beschäftigte in Branchen mit Tieflohnstellen stehen besonders unter Druck. Einem Kaufkraftverlust muss aktiv entgegengewirkt werden.

Erhebliche Lohnunterschiede im Dienstleistungssektor

In der Schweiz werden 329'300 Tieflohnstellen verzeichnet, was 10.2% des gesamten Arbeitsstel­lenangebots der Unternehmen entspricht (siehe Grafik 1). Über ein Drittel der Tieflohnstellen verteilt sich auf die Wirtschaftszweige Detailhandel, Gast­ronomie und Hotellerie. Insbesondere im Detailhandel, einer der grössten Branchen der Schweiz mit rund 77'000 Arbeitnehmenden, ist der Tieflohnanteil überdurchschnittlich hoch. Auf diesen Wirtschaftszweig entfallen 16.9% aller Tieflohnstellen (siehe Grafik 2). Der Kaufmännische Verband legt ein besonderes Augenmerk auf die dortigen Lohnentwicklungen – vor allem auch auf diejenigen der Frauen, die gesamthaft zwei Drittel der Tieflohnempfänger ausmachen. «Die Gewinnmargen im Detailhandel sind massiv kleiner als beispielsweise in Branchen wie Banken, Versicherungen, Pharma und Chemie. Das ist eine Branchenrealität. Weil hohe Lohnanhebungen im Detailhandel schwieriger zu erreichen sind, ist es umso wichtiger, dass jedes Jahr eine Erhöhung erfolgt. Nur so kann man dem Gap zu Branchen und Arbeitsstellen mit höheren Löhnen aktiv entgegenwirken», erklärt Caroline Schubiger, Leiterin Beruf und Beratung beim Kaufmännischen Verband.   

Anhaltender Reallohnverlust?

Im vergangenen Jahr stiegen die Nominallöhne gegenüber dem Vorjahr durchschnittlich um 0.5%. Unter Einbezug der mittleren Jahresteuerung von 0.9% sind die Reallöhne und damit die Kaufkraft 2018 um 0.4% zurückgegangen, sodass Arbeitnehmende 2018 nur bedingt am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben konnten. Sollte sich der seit 2010 anhaltende Trend einer moderaten Nominallohnerhöhung von höchstens +1% pro Jahr bestätigen, dürften die Reallöhne bei einer gleichzeitigen Jahresteuerung von 0.6% auch 2019 nicht oder nur moderat ansteigen. Allein vor diesem Hintergrund erscheinen dem Kaufmännischen Verband Lohnerhöhungen gerechtfertigt. «Mit dem hohen Preisniveau, markant steigenden Gesundheitskosten, der Teuerung der Mieten uvm. stehen die Einkommen der Arbeitnehmenden unter Druck. Unser Ziel für 2020 muss eine allgemeine Stärkung der Kaufkraft und somit des privaten Konsums sein, vor allem bei Beschäftigten mit tiefen Löhnen und in Wirtschaftszweigen mit hohem Tieflohnanteil», führt Schubiger fort.

Lohnforderungen 2020 von 0.75% bis 2%

Für die bevorstehenden GAV-Lohnverhandlungen fordert der Kaufmännische Verband Erhöhungen von 0.75% bis 2%. Dabei werden auch die spezifische Unternehmenssituation sowie unterschiedliche Lohngefälle zwischen den Branchen berücksichtigt. Auch nimmt der Verband Unternehmen in die Pflicht, generelle Lohnerhöhungen umzusetzen, anstelle individuelle Lohnerhöhungen zu bevorzugen. Nur so kann das Risiko struktureller Lohnungleichheiten – sowohl im Hinblick auf das Tieflohnsegment als auch zwischen Männern und Frauen – minimiert und gleichzeitig sichergestellt werden, dass der Grossteil der Arbeitnehmenden von Lohnmassnahmen profitiert und seine Kaufkraft erhalten kann. 

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Michel Lang

Leiter Sozialpartnerschaft, Kaufmännischer Verband Schweiz
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