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Wertvolle Hilfe mit eigenem Motor: Direktionsassistenz im Wandel

Das Berufsbild Direktionsassistenz verändert sich. Der Blick in den Arbeitsalltag einer erfahrenen Allrounderin zeigt, wie spannend eine Karriere in diesem Bereich sein kann.

Der neue Arbeitsplatz von Regula Thöni ist auf Diskretion ausgerichtet. Das Firmenschild findet nur, wer effektiv danach sucht, und erst nach einer Ausweiskontrolle dürfen Besucher in die Schweizerische Nationalbank in Zürich eintreten. Die junggebliebene 50-Jährige wirkt in dieser Umgebung überraschend locker. Sie strahlt ein natürliches Selbstbewusstsein aus, das auf eine angenehme Art und Weise signalisiert: Ich weiss, was ich will.

In der IT ein Zuhause gefunden

Regula Thöni ist die rechte Hand von CIO Peter Thüring. Sie organisiert und begleitet Sitzungen mit dem Managementboard, fungiert als Schnittstelle zur Direktion, bearbeitet Anliegen aus dem ganzen Informatikdepartement. Gleichzeitig führt die Langenthalerin die zwei Mitarbeitenden im IT-Sekretariat auf fachlicher Ebene. Im Bereich Informatik ist sie zudem für den Bereich Kommunikation und Information zuständig. Sie füttert zu diesem Zweck das Intranet mit wichtigen Informationen und nutzt die internen Kanäle, um mit den anderen Mitarbeitenden im Austausch zu bleiben. Darüber hinaus kümmert sie sich um das Eventmanagement. Letzteres ist eine Herzensangelegenheit für Regula Thöni, schätzt sie doch physische Treffen und die dabei entstehenden Gespräche mindestens genauso wie die zeitgemässe Homeoffice-Politik der SNB.

Die Assistentin kümmert sich also um eine riesige Bandbreite an Aufgaben, die Vielseitigkeit und Dynamik erfordert. Das bereitet Regula Thöni allerdings keine Bauchschmerzen, sondern motiviert sie zu Höchstleistungen. «Eine gute Assistenz muss offen, kommunikativ, zuverlässig und natürlich flexibel sein», fasst sei zusammen. «Wichtig sind aber auch die richtigen Ausbildungen.» Diese hat die 50-Jährige während drei Jahrzehnten im Berufsleben absolviert. Die sprachlichen Fähigkeiten brachte sie schon aus der Matura mit, das betriebswirtschaftliche Know-how und Leadership-Kompetenzen erwarb sie beim eidgenössischen Fachausweis zur Führungsfachfrau. Hinzu kamen zahlreiche berufsbegleitende Weiterbildungen in der Digitalisierung, die Schritt für Schritt ihr Steckenpferd wurde.

Feingefühl entwickelt

Der Wille zum Vorwärtskommen, den die Direktionsassistentin heute noch antreibt, gehörte schon immer zur Powerfrau. Das Feingefühl, um auch andere für die eigenen Ziele zu begeistern, hat sie sich über die Jahre angeeignet. «Ich wollte früher manchmal zu viel und mochte nicht warten», erzählt sie. «Aber der richtige Zeitpunkt und der passende Ton sind entscheidend, um eigene Ideen umzusetzen.» Mittlerweile hat Regula Thöni viel erreicht – nicht nur für sich, sondern für den ganzen Berufsstand. Sie war an internationalen Konferenzen und hat sich durch die zahlreichen Weiterbildungen vernetzt. Wichtig war ihr nicht lediglich ihr eigener Werdegang, sondern im Grossen etwas bewirken zu können. Dank den internationalen Kontakten blickte sie über die Landesgrenzen hinaus und erfuhr, wie sich das Berufsbild andernorts entwickelt. Heute wirkt Regula Thöni in verschiedenen Gremien mit, um diese Erfahrungen weiterzugeben. Unter anderem intern für das Assistenznetzwerk der SNB, das rund 60 Mitarbeitende umfasst, aber auch extern im Rahmen der neuen kaufmännischen Ausbildung mit eidgenössischem Fachausweis. In diesem Zusammenhang setzt sich die Langenthalerin intensiv mit der Zukunft von Direktionsassistentinnen und -assistenten auseinander.

Karriere als Assistenz

Doch was braucht es denn konkret, um den Beruf zeitgemäss weiterzubringen? «Angehende Direktionsassistentinnen haben heute vor allem Mühe mit dem Begriff Sekretärin», sagt Regula Thöni. Dieses Zudienende, Unterordnende hinterlässt einen fahlen Beigeschmack. Deshalb steht auch der Name der Ausbildung und die Bezeichnung des künftigen Berufes in Diskussion. Die Serviceorientierung findet Regula Thöni nicht per se schlecht. «Wir helfen ja tatsächlich, aber eben nicht nur Vorgesetzten, sondern allen Stakeholdern in einem Unternehmen.»

Das eigene Selbstverständnis und Auftreten sei letztlich entscheidend, wie man seine Rolle interpretiere. «Ich habe mich immer als Partnerin meiner Chefs verstanden. Wir haben unterschiedliche Aufgaben, begegnen uns aber auf Augenhöhe.» Mal sei sie als Assistentin die treibende Kraft, mal setze sie die Ideen ihres Vorgesetzten um. Dass die SNB ihr Verständnis von Zusammenarbeit teile, habe sie sofort gespürt. «Der Umgang miteinander ist respektvoll und konstruktiv – das kristallisierte sich schon im Bewerbungsprozess heraus und hat sich nun in den ersten Monaten bestätigt.» Gerade im Beziehungsverhältnis zwischen Vorgesetzten und Assistenzen sei Vertrauen die wichtigste Voraussetzung. Regula Thöni plädiert deshalb dafür, auch mal etwas länger zuzuwarten beim Bewerben und auf sein Bauchgefühl zu hören, ob es wirklich passt.

Die Werdegänge von Direktionsassistentinnen sind ganz unterschiedlich. Regula Thöni betont: «Auch in der Assistenz ist eine gute Karriere möglich.» Man sei vielleicht nicht so sehr im Rampenlicht wie die Direktionsmitglieder, könne aber im Hintergrund viel erreichen.

Von Allroundern zu Spezialisten

Umsetzungsstarke Allrounder wie sie wird es in Zukunft vermutlich weniger geben. «Generalistinnen wie ich sterben aus», stellt Regula Thöni fest. Die grosse Bandbreite an Fähigkeiten sei zwar für sie immer wertvoll gewesen, aber gerade in Grossbetrieben seien heute vor allem Spezialisten gefragt. Das sei manchmal schade, weil so spannende Tätigkeitsbereiche für Direktionsassistentinnen und -assistenten wegfallen würden. Gleichzeitig ergebe sich damit aber auch die Chance, sich irgendwo zu vertiefen. Die neue Ausbildung gebe künftigen Assistenzen das nötige Rüstzeug mit. Dazu gehören etwa Betriebswirtschaft, Sprachen, Leadership, Projekt- und Datenmanagement oder auch Informatikwissen. Regula Thöni empfiehlt weiter, sich zumindest teilweise zu spezialisieren. Regelmässige Weiterbildungen seien ohnehin praktisch zwingend in diesem Berufsfeld.

Sie selbst hat in der Informatik ihre Leidenschaft gefunden und in den vergangenen zwei Jahren noch einmal richtig Gas gegeben. Mit dem DAS Digital Office Management hat sie sich – neben einem Vollzeitjob – erneut intensiv weitergebildet. «Ein grosser Wunsch von mir wäre es, mit einem weiteren CAS im Bereich Coaching den Master zu vervollständigen.» Sie habe festgestellt, dass es nicht allen Assistenzen leichtfalle, das in Ausbildungen erworbene Wissen in die Praxis zu transferieren. «Ich fände es spannend, mich in diesem Bereich als Coach zu engagieren und andere darin zu unterstützen, ihr Potenzial auszuschöpfen.»

Vieles verändert sich – die Freude bleibt

Dass der Wissensdurst noch lange nicht gestillt ist und Regula Thöni voller Tatendrang bleibt, hat vielleicht auch mit ihrem privaten Werdegang zu tun. Als sie mit 20 zum ersten Mal Mutter wurde, verdiente sie den Familienunterhalt und ihr Mann schloss sein Studium ab. Als bald dreifache Mutter hat sie dann ihre Karriere im Teilzeitmodus auf dem kaufmännischen Weg vorangetrieben. Angefangen hat Regula Thöni als Sachbearbeiterin bei der Schadenregulierungsgesellschaft, später nach einem Abstecher im Marketing einer Industrieunternehmung lange bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung gearbeitet. Hier gelang ihr der Einstieg als Bereichsleitungs- und Abteilungsleitungsassistenz, bald mit Projektverantwortung. «Ich wollte damals noch einmal einen Schritt vorwärts machen», erinnert sich Regula Thöni, «und habe mich bei der SBB in der Informatik beworben.» Nach sechs Jahren als Assistenz des CIO inklusive Führungsverantwortung folgte der jetzige Schritt zur SNB. Ein Leben auf dem Gaspedal, das bestimmt nie langweilig wurde.

Mittlerweile sind die Kinder erwachsen und Regula Thöni zweifache Grossmutter. «Ich geniesse es, jetzt wieder alle Freiheiten zu haben und meine ganze Energie in die Arbeit stecken zu dürfen», erzählt sie. Das sei wohl auch eine wichtige Voraussetzung für den Beruf als Assistentin: die Freude an der Arbeit. Und diese ist bei Regula Thöni tief verankert.

Regula Thöni, Direktionsassistentin bei der SNB

Autor:in

  • Rahel Lüönd

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