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«Wir sind Brückenbauerinnen – zwischen Schule und Arbeitswelt.»

Daniela Hesterberg-Popoaie und Isabel Meraner begleiten beim Kaufmännischen Verband Schweiz Lernende durch die Lehre – mit viel Engagement, Geduld und Menschlichkeit. Im Blogartikel sprechen sie über ihre Rolle als Praxisbildnerinnen, was junge Menschen heute brauchen und warum Lernen auf Augenhöhe für alle ein Gewinn ist.

Daniela Hesterberg-Popoaie, Marketing Manager und CRM-Spezialistin beim Kaufmännischen Verband Schweiz, und Isabel Meraner, Senior Communications Manager beim Kaufmännischen Verband Schweiz, betreuen gemeinsam kaufmännische Lernende. Dabei sind sie weit mehr als nur Wegbegleiterinnen – sie verstehen sich als Ansprechpersonen, Lerncoaches und Brückenbauerinnen zwischen Berufswelt und Schule.

Zur Ausbildung des KV-Nachwuchses beitragen

Was sie an ihrer Aufgabe besonders motiviert, ist schnell erklärt. Daniela Hesterberg-Popoaie sagt: «Die Rolle als Praxisbildnerin bedeutet mir viel, weil ich so aktiv zur Ausbildung des KV-Nachwuchses beitragen kann. Es ist uns wichtig, Lernende fachlich und persönlich zu betreuen und ihnen ein solides Fundament für ihre Zukunft zu vermitteln. Besonders motiviert mich, ihre Entwicklung mitzuerleben und gleichzeitig mein eigenes Wissen zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Für mich ist diese Aufgabe ein zentraler Beitrag zur Qualität und Freude an unserem Beruf.» 

Auch Isabel Meraner führt den persönlichen Wert dieser Aufgabe aus: «Für mich ist es eine Kombination aus Verantwortung und Freude. Verantwortung, weil wir Lernende beim Einstieg ins Berufsleben zur Seite stehen und prägen. Freude, weil es unglaublich schön ist zu sehen, wie sie Schritt für Schritt selbstständiger werden, eine grosse Entwicklung machen. Die Rolle als Praxisbildnerin sehe ich als eine Investition in die Zukunft – wir tragen dazu bei, dass junge Menschen gut starten und später selbstbewusst ihren Weg gehen.» 

Vertrauen statt Kontrolle

Ein zentrales Element ihrer Arbeit ist das Vertrauen, und das beginnt bei der ersten Begegnung. In einem Onboarding lernen die Lernenden die Organisation, Prozesse und ihre Bezugspersonen kennen. Dabei sei die Nähe entscheidend, so Daniela: «Wir sind präsent im Alltag – bei den Meetings, bei kurzen Fragen zwischendurch, beim Mittagessen.» 

Begleitung im Alltag: Strukturen schaffen

Die beiden Praxisbildnerinnen begleiten die Lernenden nicht nur fachlich, sondern auch in ihrer Selbstorganisation. Besonders zu Beginn der Ausbildung sei der Übergang von der Schule in den Berufsalltag herausfordernd, erklärt Isabel: «Gerade im 1. Lehrjahr betreuen wir die Lernenden sehr eng. Struktur hilft uns dabei: Wir beginnen den Tag damit, dass die Lernenden ihren Plan erstellen und wir diesen gemeinsam durchgehen; am Ende des Tages schliessen wir mit einer Reflexionsrunde ab. Das fördert Eigenverantwortung und Sicherheit.» 

Qualifikationsverfahren als gemeinsame Verantwortung

Auch die Qualifikationsgespräche gestalten sie bewusst als Dialog: «Wir versuchen, eine ruhige, wertschätzende Atmosphäre zu schaffen. Es soll nicht als ‹Prüfungssituation› empfunden werden», erläutert Daniela. Eine offene Gesprächskultur ist für beide zentral. «Lernende sollen spüren, dass Fehler erlaubt sind und wir gemeinsam daraus lernen.» 

Die betriebliche Erfahrungsnote ist ein zentraler Bestandteil des Qualifikationsverfahrens und auch ein sensibles Thema, denn sie beeinflusst den Erfolg der Lernenden massgeblich. «Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst», unterstreicht Daniela. «Uns ist wichtig, Leistungen transparent zu dokumentieren und regelmässig Rückmeldungen zu geben. So wissen die Lernenden jederzeit, wo sie stehen.» Tools wie Konvink helfen dabei, Inputs direkt an den Praxisaufträgen festzuhalten und die Entwicklung systematisch zu begleiten. 

Auch Isabel betont die Bedeutung eines reflektierten Umgangs mit der Bewertung: «Für uns bedeutet diese Verantwortung auch, fair und objektiv zu bewerten – unabhängig von Sympathien oder Alltagssituationen.» Feedback helfe dabei nicht nur den Praxisbildnerinnen, sondern vor allem den Lernenden selbst: «Sie sollen nicht nur Rückmeldungen annehmen, sondern auch selber geben. Das stärkt den respektvollen Austausch und bereitet sie optimal auf das Qualifikationsverfahren vor.»

«Lernende sollen spüren, dass Fehler erlaubt sind und man gemeinsam daraus lernt.»
Daniela Hesterberg-Popoaie

Momente, die bewegen 

Die Rolle als Praxisbildnerin sei anspruchsvoll, aber bereichernd, berichten Daniela und Isabel. Es seien nicht nur Prozesse oder Lernziele, die im Zentrum stehen, sondern auch ganz persönliche Erfahrungen. Dazu zählen auch Momente, in denen Lernende mit persönlichen Herausforderungen kämpfen oder an ihrem Selbstvertrauen zweifeln, wie Daniela ausführt: «In solchen Situationen braucht es viel Einfühlungsvermögen. Aber genau das sind auch die Geschichten, die uns zeigen, wie wertvoll unsere Rolle ist, wenn Lernende gestärkt daraus hervorgehen und ihre Ziele erreichen.» 

Auch Isabel denkt an diese prägenden Erfahrungen: «Es motiviert mich sehr, wenn Lernende in schwierigen Situationen Selbstbewusstsein entwickeln und Schritt für Schritt stärker werden.» Besonders bereichernd sei es, die persönliche Entwicklung zu beobachten: «Zu sehen, wie junge Menschen über sich hinauswachsen und ihre Stärken erkennen – das berührt mich immer wieder.» 

Berufsbildnerrolle heute: Mehr als ein Lehrplan

Seit der KV-Reform hat sich nicht nur das Ausbildungssystem verändert, sondern auch die Anforderungen an die Praxisbildner:innen. «Die Ausbildung ist heute deutlich strukturierter und stärker auf Handlungskompetenzen ausgerichtet», berichtet Daniela, die bereits vor der Reform Lernende begleitete. Früher sei das Lernen stärker im Daily Business verankert gewesen. Heute gehe es um konkrete Praxisaufträge, Reflexion und Dokumentation. «Unsere Rolle hat sich von der klassischen Ausbildnerin zur Coach-Rolle verschoben: wir unterstützen, stellen Fragen, geben Feedback. Positiv finde ich das Zusammenspiel zwischen Betrieb, Schule und überbetrieblichen Kursen.» 

Isabel ergänzt aus Sicht einer Person, die erst mit dem neuen System eingestiegen ist: «Ich bin im August 2024 als Praxisbildnerin gestartet. Mir war bewusst, dass die Rolle anspruchsvoll ist, und genau das hat sich bestätigt. Es reicht nicht, fachlich fit zu sein, man braucht auch viel pädagogisches Geschick.» Besonders herausfordernd sei der zeitliche Aspekt: «Praxisaufträge begleiten, Lerndokumentationen anschauen, Gespräche führen, das alles braucht Ruhe und Aufmerksamkeit, wenn es wirklich wirksam sein soll.» 

Hilfreich sei dabei nicht nur die tägliche Zusammenarbeit der beiden, sondern auch der Wille zur Reflexion: «Wir versuchen herauszufinden, welche Bedürfnisse die Lernenden haben und wie wir sie unterstützen können», sagt Isabel. Daniela ergänzt: «Jede:r Lernende ist anders, arbeitet anders und bringt unterschiedliche Skills mit. Diese gilt es auszubauen – und dort zu fördern, wo noch Verbesserungsbedarf besteht.» 

Wertvolle Tipps für Praxisbildner:innen 

Zum Abschluss haben Daniela Popoaie und Isabel Meraner noch einen persönlichen Rat für andere Berufs- und Praxisbildner:innen – ob neu in der Rolle oder schon erfahren. Daniela sagt: «Nehmt euch bewusst Zeit für eure Lernenden und schafft eine offene, wertschätzende Lernkultur. Geduld und klare Abläufe sind entscheidend, um Vertrauen aufzubauen.» Isabel ergänzt: «Bleibt auch selbst neugierig und reflektiert euren Ausbildungsstil regelmässig. Der Austausch mit anderen Praxisbildner:innen und die Freude am Beruf sind der Schlüssel, um Lernende bestmöglich zu begleiten.»  

Für Daniela ist klar: Die Rolle der Praxisbildnerinnen wird in Zukunft noch wichtiger. «Wir sind Brückenbauerinnen – zwischen Schule und Arbeitswelt, zwischen Struktur und Kreativität. Und genau das macht diesen Job so erfüllend.»

«Es ist schön zu sehen, wie die Lernenden über sich hinauswachsen, ihre Stärken erkennen und mit jedem Schritt selbstbewusster werden.»
Isabel Meraner

Veröffentlicht am: 3.11.2025

Autor:in: Sybille Zumstein

FAQ neue KV-Lehre

Kampagne «mini Lehrzyt»

Der Kaufmännische Verband Schweiz begleitet die vier Lernenden Chloe, David, Dylan und Nari während ihrer Lehrzeit. Sie berichten zweimal jährlich über ihren Lehralltag und die Erfahrungen in der Schule und im Betrieb. Dabei erfahren wir, was sie sich von ihrer Lehrzeit erhoffen, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert werden und wie sie sich auf den Berufsalltag vorbereiten.

Die Lernenden haben ihre Lehre im August 2023 angefangen und arbeiten nach dem System der neuen KV-Reform. Neben dem Fokus auf Handlungskompetenzen eignen sie sich Fachwissen und Fähigkeiten an, die sie auch branchen- und berufsübergreifend einsetzen können. Damit ihnen nach der Lehrzeit alle Möglichkeiten offenstehen.

Jetzt entdecken! 

«mini Lehrzyt» – Eine Lehre fürs Leben

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