Seitennavigation & Suche
«Weil Berufsbildung Zukunft schafft»
Berufs- und Praxisbildner:innen unterstützen Lernende, fördern ihre Entwicklung und tragen Verantwortung für die Qualität der Ausbildung. Damit sie ihre Aufgabe optimal erfüllen können, müssen jedoch die Rahmenbedingungen verbessert werden. Genau dafür macht sich auch der Kaufmännische Verband Schweiz stark.
Jeden Tag begleiten Berufs- und Praxisbildner:innen junge Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben. Sie erklären, motivieren, hören zu und geben Orientierung in einer Arbeitswelt, die sich stetig verändert. Digitalisierung, neue Arbeitsformen und wachsende Erwartungen an die Ausbildung stellen sie dabei immer wieder vor neue Aufgaben. Seit der Reform der KV-Lehre 2023 liegt der Fokus stärker auf Handlungskompetenzen – eine Entwicklung, die auch Berufs- und Praxisbildner:innen direkt mitgestalten. «Die Berufs- und Praxisbildner:innen sind das Herzstück der kaufmännischen Ausbildung», sagt Vera Class, nationaler Lead Events der Fachgruppe wbp – Wir Berufs- und Praxisbildner:innen des Kaufmännischen Verbands Schweiz.
Was aber machen Berufs- und Praxisbildner:innen ganz konkret? Kurz gesagt: Sie halten die Ausbildung am Laufen. In der Praxis bedeutet dies, dass sie Lernende durch die gesamte Lehrzeit hindurch begleiten. Sie planen die Ausbildung im Betrieb, koordinieren berufliche Einsätze und stellen sicher, dass alle Lernziele gemäss der Bildungsverordnung erreicht werden.
Ansprechpersonen, Coaches und Vorbilder
Um diese Funktion zu übernehmen, braucht es Erfahrung und Fachwissen. Berufs- und Praxisbildner:innen verfügen über eine kaufmännische Grundbildung oder gleichwertige Berufspraxis und haben den Berufsbildner:innen-Kurs absolviert, der mit einem eidgenössisch anerkannten Zertifikat abgeschlossen wird. «Viele vertiefen ihr Wissen mit Weiterbildungen in den Bereichen Kommunikation, Führung oder Coaching – denn neben Fachkenntnissen sind vor allem soziale und pädagogische Kompetenzen gefragt», hält Jana Frischmann, Leiterin der Fachgruppe wbp beim Kaufmännischen Verband Schweiz, fest.
Im Alltag sind sie Ansprechpersonen, Coaches und Vorbilder zugleich: Sie führen Gespräche, geben Feedback, fördern Selbstständigkeit und achten auf ein gutes Arbeitsklima. Ausserdem dokumentieren sie die Lernfortschritte, bereiten Qualifikationsgespräche vor und stehen in Kontakt mit Schulen und Behörden.
Zahlen belegen die Wirkung
Empathie und Feedback gehören zu den wichtigsten Werkzeugen in dieser Begleitung. Eine konstruktive Rückmeldung hilft Lernenden, ihre Stärken zu erkennen und an Schwächen zu arbeiten. Ebenso wichtig ist die Möglichkeit, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Dass dieser Ansatz von den Lernenden geschätzt wird, belegen auch die Zahlen.
Gemäss der Lehrabgänger:innen-Umfrage von 2024, erleben rund 85 Prozent der Lernenden die Betreuung durch ihre Berufs- oder Praxisbildner:innen als positiv. Diese Begleitung wirkt sich direkt auf ihr Wohlbefinden im Betrieb aus und damit auch darauf, wie sie ihre Arbeit dort wahrnehmen. Über 90 Prozent der Befragten empfinden die ihnen übertragenen Aufgaben als sinnvoll und lehrreich. Gute Betreuung sorgt also nicht nur für fachliche Entwicklung, sondern auch für Motivation und Zufriedenheit im Arbeitsalltag.
Herausforderung: knappes Pensum
Doch gute Betreuung braucht Zeit. Viele Berufsbildner:innen stehen dafür nur durchschnittlich zwischen zehn und dreissig Prozent ihres Arbeitspensums zur Verfügung. Diese zeitliche Begrenzung steht oft im Widerspruch zu den Erwartungen: Lernende benötigen in bestimmten Phasen – etwa beim Lehrstart oder vor der Abschlussprüfung – besonders viel Begleitung. «Der Spagat zwischen qualitativ guter Ausbildung und operativem Druck ist eine der grössten Herausforderungen. Viele meistern das mit grosser persönlicher Einsatzbereitschaft», weiss Vera Class.
Fakt ist, dass ihre Betreuungsarbeit oft mit darüber entscheidet, ob junge Menschen im Beruf Fuss fassen, motiviert bleiben und langfristig in der Branche bleiben wollen. Für Vera Class ist deshalb klar: «Es braucht realistische Rahmenbedingungen und eine Kultur, die Zeit für die Ausbildung nicht als zusätzliche Aufgabe, sondern als festen Bestandteil des Berufsalltags versteht.»
Der Kaufmännische Verband Schweiz fordert deshalb, ihre Rolle stärker anzuerkennen, sowohl ideell als auch strukturell. Dazu gehören ausreichend Zeit für die Betreuung, rund 20 bis 30 Prozent des Arbeitspensums, eine angemessene finanzielle Entschädigung für diese Aufgabe und gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten.
Die Fachgruppe wbp – Wir Berufs- und Praxisbildner:innen
Berufsbildner:innen stehen oft allein zwischen Lernenden, Vorgesetzten und den weiteren Lernorten, mit vielen Aufgaben und wenig Zeit. «Genau hier setzt die Fachgruppe wbp – Wir Berufs- und Praxisbildner:innen an», erklärt Jana Frischmann. «Sie bringt Menschen zusammen, schafft Raum für Austausch, gegenseitige Unterstützung und neue Impulse aus der Praxis.»
In Workshops, Netzwerktreffen und Online-Foren sprechen Berufsbildner:innen offen über ihre Erfahrungen. Sie erzählen, was im Alltag gut funktioniert und wo sie an Grenzen stossen. Aktuell stehen Themen wie die Reformumsetzung, die veränderte Arbeitswelt, Lernbegleitung, Fehlerkultur und KI besonders im Fokus.
Hinter der Fachgruppe steht der Kaufmännische Verband Schweiz, der den Austausch national koordiniert. In vielen deutschschweizer Regionen – von Zürich über Bern bis in die Zentralschweiz – finden regelmässig Events und Seminare statt. «Ziel ist es, Berufs- und Praxisbildner:innen zu stärken, zu vernetzen und sie im anspruchsvollen Alltag zu begleiten – sei es durch ganz praktische Inhalte, kurze Inputs oder Tipps», konkretisiert Jana Frischmann. Gleichzeitig ist wbp die gemeinsame Stimme der Berufsbildner:innen innerhalb des Verbands. Sie trägt ihre Anliegen in politische und bildungspolitische Diskussionen.
Zukunft gestalten – mit Anerkennung und Vertrauen
Klar ist: Gute Berufsbildung ist kein Selbstläufer. Sie entsteht durch Menschen, die Verantwortung übernehmen und jungen Erwachsenen den Weg ins Berufsleben ebnen. Damit dieses Engagement auch in Zukunft möglich bleibt, braucht es Strukturen, die Zeit, Anerkennung und Weiterbildung ermöglichen.
Wer Lernende betreut, vermittelt längst nicht nur Wissen. Er oder sie stärkt Selbstvertrauen, fördert Kompetenzen und schafft ein Umfeld, in dem junge Menschen sich entfalten können. Berufs- und Praxisbildner:innen leisten damit einen wichtigen Beitrag für den beruflichen Nachwuchs und die Zukunft des dualen Bildungssystems. Für Jana Frischmann steht fest: «Berufs- und Praxisbildner:innen schaffen Zukunft.»
Veröffentlicht am: 5.1.2026
Autor:in: Ismail Osman, Schriber Kommunikation
Ihre Ansprechpersonen der Fachgruppe wbp
-
Vera Class ist nationaler Lead der Fachgruppe wbp – «Wir Berufs- und Praxisbildner:innen». Die Berufsbildungsexpertin (MAS Wirtschaftspsychologie FHNW, eidg. dipl. Kommunikationsleiterin, eidg. FA Ausbildnerin) vernetzt Berufs- und Praxisbildner:innen mit praxisnahen Formaten und hat die KV-Reform 2023 engagiert mitgestaltet.
-
Jana Frischmann, Fachverantwortliche Bildung beim Kaufmännischen Verband Schweiz, begleitet die inhaltliche Arbeit rund um die kaufmännische Grundbildung. Als Gesamtverantwortliche der Fachgruppe wbp bringt sie die Perspektive der Berufsbildung und Bildungspolitik in die Fachgruppe ein und ordnet Entwicklungen regelmässig in Medienbeiträgen ein.
Kontakt
-
Fachgruppe wbp
Kaufmännischer Verband Schweiz