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Ursprünglich absolvierte Bruno Flückiger das KV, wechselte dann in die ICT-Branche und hat nun eine Weiterbildung mit dem Fachausweis abgeschlossen.

Für Bruno Flückiger ist klar: Die ICT-Branche hat Zukunft. Insbesondere in zwei Tätigkeitsbereichen wird es seiner Meinung nach inskünftig einen grossen Bedarf an Fachkräften geben: in der Netzwerktechnologie und in der Security. Seine kürzlich absolvierte Weiterbildung hat ihn in dieser Einschätzung bestärkt. Im Mai 2017 hat er eine dreisemestrige Weiterbildung als «System- und Netzwerktechniker» mit dem eidgenössischen Fachausweis abgeschlossen. Ausser der Gewissheit, sich beruflich in die richtige Richtung zu bewegen, ist der Bruno Flückiger überzeugt, dass sich das Diplom gut macht in seinem Lebenslauf und für seine weitere Laufbahn von Vorteil sein wird.

Als Bruno Flückiger auf Lehrstellensuche war – über 20 Jahre ist das jetzt her – gab es die Lehre als Informatiker noch nicht. Etwas in diese Richtung hätte ihn zwar interessiert, denn schon während der Schule beschäftigte er sich mit Computern, aber entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten waren rar. So absolvierte er eine kaufmännische Lehre in einer Eisengiesserei in Oberburg im Emmental. Nach ein paar Berufsjahren in einer Schreinerei entschloss er sich, in die IT-Branche zu wechseln. Doch das war gar nicht so einfach. Mittlerweile gab es den Lehrabschluss als Informatiker und entsprechende Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. 2005 aber klappte es. Er konnte bei PricewaterhouseCoopers (PwC) in Bern als Field Supporter einsteigen. «Das bedeutete damals, einem Benutzer zu helfen, wenn er nicht ins Internet kam, oder wenn seine E-Mails verschwunden waren.» Während den insgesamt acht Jahren bei PwC konnte er sich on the job weiterbilden und Tätigkeiten als Systemadministrator und später als Server Engineer übernehmen.

Vielfältiger Job

In seiner Funktion als Senior System Engeneer kümmert er sich um Dinge, welche den User in der Regel gar nicht tangieren. Ein wichtiger Teil seines Jobs ist das Überwachen der Systeme, um wenn nötig Probleme oder Störungen zu analysieren und zu beheben. Ein anderer Schwerpunkt in seinem Job ist die Beschaffung von neuer Hardware. Die Geräte im Rechenzentrum werden rund alle drei Jahre ausgewechselt. Flückiger ist zuständig für die Evaluation, den Aufbau und Unterhalt der Netzwerkinfrastruktur.

Schule statt SCB

Im Zusammenhang mit dem Standortwechsel seines Arbeitsgebers leistete er rund 60 Überstunden, hinzu kam noch weitere 60 Stunden Überzeit der vorangegangenen drei Monate. Diese kompensierte er mit dem Schulbesuch, welcher jeweils am Dienstagnachmittag von 13 bis 21 Uhr an der Höheren Fachschule für Wirtschaft und Informatik IFA stattfand. Auf Wunsch der Teilnehmer wurde die Zeit für das Nachtessen von einer Stunde auf eine halbe Stunde reduziert, so dass um 20.30 Feierabend war. Trotzdem: «Das waren sehr lange und strenge Tage», sagt Flückiger rückblickend. Sein Arbeitstag beginnt morgens um halb sieben. «Ich hatte das Glück, dass ich am Vormittag im Homeoffice arbeiten und mir dadurch den Arbeitsweg sparen konnte», sagt er. Und klar hätte man manchmal auch gerne etwas anderes gemacht. «Als Inhaber einer Saisonkarte des SCB wäre ich an manchen Abenden lieber im Stadion gewesen als im Schulzimmer.» Die Anwesenheit aber war mehr oder weniger verbindlich. Wer nicht mindestens zu 60 Prozent anwesend sei, habe keine Chance auf das Bestehen der Prüfung, lautete die Vorgabe.

Wieviel Zeit man ausser für den Präsenzunterricht sonst noch investieren muss, hängt laut Flückiger stark davon ab, welche Berufserfahrungen beziehungsweise welches Vorwissen jemand mitbringt. Diesbezüglich sei die Klasse sehr heterogen gewesen. Es habe Kollegen gegeben, welche spezifische Kenntnisse in einem bestimmten Gebiet hatten, dafür in anderen Bereichen praktisch nichts wussten. Besser als Detailwissen in einem bestimmten Gebiet aber ist seiner Meinung nach ein möglichst breites Basiswissen im Bereich der System- und Netzwerkinfrastruktur.

«Ich hatte das Glück, dass ich am Vormittag im Homeoffice arbeiten und mir dadurch den Arbeitsweg sparen konnte.»
Bruno Flückiger über seine Weiterbildung als «System- und Netzwerktechniker»:
  1. Mit dem KV-Abschluss in die zukunftsträchtige ICT-Branche (Informations- und Kommunikationstechnologie) einsteigen? KV-Absolventen  und -Absolventinnen mit IT-Berufserfahrung können ihr Praxiswissen mit einem eidgenössischen Fachausweis stärken. Private Schulen bieten Vorbereitungskurse berufsbegleitend während zwei bis drei Semestern an.

  2. ICT-System- und Netzwerktechniker/innen planen und verantworten Projekte im Bereich des Aufbaus und Betriebs von ICT-System- und Netzwerkinfrastrukturen. Sie sind fähig, Probleme oder Störungen von Diensten oder ganzen Systemen zu analysieren und zu beheben.

  3. Mediamatiker/innen planen und realisieren Multimedia, Design- und Marketingprojekte. Als Bindeglied zwischen den Disziplinen Gestaltung und Informatik behalten sie die Übersicht und arbeiten mit dem Management, den IT-Verantwortlichen, den Zuständigen für Marketing und Kommunikation sowie mit externen Dienstleistern zusammen.

  4. Wirtschaftsinformatiker/innen entwickeln, begleiten und analysieren mit einem Expertenteam Informatik-Projekte. Sie definieren Vorgaben, evaluieren mögliche Anbieter und sind für die Schulung von Benutzern zuständig.
    ICT-Berufsbildung Schweiz ist unabhängiger Prüfungsträger der eidgenössischen Abschlüsse in der ICT. Die Berufsprüfungen finden jährlich statt. Mehr auf: www.ict-weiterbildung.ch

Grosszügiger Arbeitgeber

In seiner Klasse waren praktisch alle weiterhin zu 100 Prozent berufstätig. Dies vor allem auch aus finanziellen Gründen. Die Ausbildung kostete rund 17 000 Franken.  Flückigers Arbeitgeber kam für die Kosten auf. Im Gegenzug verpflichtete sich Flückiger, nach Abschluss noch ein Jahr zu bleiben. «Eine sehr grosszügige Regelung», findet er. In seiner Klasse waren 14 Teilnehmer, ausschliesslich Männer. Seitens der Schule sei dazu bemerkt worden, dass es eine reine Männerklasse schon lange nicht mehr gegeben habe.

Dass Frauen in der ICT-Branche deutlich untervertreten sind, ist aber auch bei seinem Arbeitsgeber ein Thema. Im Rahmen des Projektes «Mädchen-Informatik-los» haben Mädchen jeweils am nationalen Zukunftstag Gelegenheit, einen Betrieb der ICT-Branche näher kennenzulernen. «An diesem Tag versuchen wir jeweils, das Interesse der zukünftigen Berufseinsteigerinnen für unsere Branche zu gewinnen», sagt Bruno Flückiger und betont, dass dafür ausschliesslich Frauen in ihrem Betrieb zuständig seien. «Als Firma würden wir es sehr begrüssen, wenn mehr Frauen in der ICT-Branche tätig wären.» Er ist überzeugt, dass sich die Anwesenheit von Frauen positiv aufs Klima auswirkt. «Es herrscht einfach ein anderer Umgangston im Team, wenn Frauen mit dabei sind.»

Erstmals veröffentlicht: 1.9.2017, aktualisiert: 21.1.2022

Autor

  • Therese Jäggi

Foto

  • Ephraim Bieri

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